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Russland bombardiert weiter

Verstärkte Luftangriffe auf die Ukraine / Macron pessimistisch

Charkiw
Charkiw nach den Angriffen. (Foto: dpa)

Kiew/Moskau (dpa) - Nach Einschätzung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht im russischen Krieg gegen die Ukraine das Schlimmste noch bevor. Das verlautete aus dem Élyséepalast nach einem Telefonat Macrons mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Wie es in Paris weiter hieß, ist es Putins klares Ziel, die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen.

Russland verstärkte die Luftangriffe auf Ziele in der Ukraine. Nach Angaben ukrainischer Behörden gab es Tote und Verletzte. Laut der Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht.

Delegationen Russlands und der Ukraine trafen sich gestern ein zweites Mal zu Verhandlungen im Westen von Belarus (siehe Infokasten). Am achten Kriegstag sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow: "Wir sind gesprächsbereit, aber wir werden unsere Operation fortsetzen." Putin hatte am 24. Februar den Angriff auf die Ukraine angeordnet.

In dem Telefonat mit Macron drohte Putin nach Kreml-Angaben, weitere Forderungen an die Ukraine zu stellen. Zuvorderst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status. Putin habe betont, dass die Ziele der militärischen "Spezial-Operation", wie Russland den Krieg bezeichnet, in jedem Fall erreicht werden.

Nach Angaben aus Paris ging die Initiative für das Telefonat von Putin aus. Im Anschluss telefonierte Macron mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Selenskyj gibt sich weiter kämpferisch. "Sie werden hier keinen Frieden haben, sie werden hier kein Essen haben, sie werden hier keine ruhige Minute haben", sagte er in einer Videobotschaft.

Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Millionenstadt Charkiw und Umgebung sind nach Angaben örtlicher Behörden am Mittwoch und Donnerstag mindestens 34 Zivilisten getötet worden. 285 Menschen wurden zudem verletzt, darunter 10 Kinder, wie der regionale Zivilschutz mitteilte. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt nahe der Grenze zu Russland. Sie ist seit Kriegsbeginn Ziel russischer Angriffe.

In Kiew gab es in der Nacht mehrere schwere Explosionen. Luftalarm wurde ausgelöst, wie die Agentur Unian berichtete. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb bei Telegram: "Der Feind versucht, in die Hauptstadt durchzubrechen."

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs setzten sich russische Truppen nördlich und nordwestlich von Kiew in 20 bis 30 Kilometern Entfernung von der Stadtgrenze fest und errichteten Feldlager.

Die südukrainische Hafenstadt Mariupol mit rund 440 000 Einwohnern ist nach Angaben örtlicher Behörden nach Luftangriffen ohne Wasser, Heizung und Strom. Nach russischen Angaben ist Mariupol inzwischen eingeschlossen.

Im Krieg in der Ukraine ist die genaue Situation in der südlichen Gebietshauptstadt Cherson unklar. Die ukrainische Armee hat die Stadt offenbar aufgegeben. "Wir haben in der Stadt keine Streitkräfte der Ukraine, nur friedliche Bewohner, die hier leben wollen!", schrieb Bürgermeister Ihor Kolychajew in der Nacht zum Donnerstag.

Nach ukrainischen Angaben wurden seit Beginn des Kriegs etwa 9000 russische Soldaten getötet. Hunderte Militärfahrzeuge, darunter mehr als 200 Panzer, sowie Dutzende Flugzeuge und Hubschrauber seien zerstört worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Russland hat 498 getötete Soldaten in den eigenen Reihen bestätigt.

Der Chefankläger des Weltstrafgerichts, Karim Khan, leitete Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der Ukraine ein. Außenministerin Annalena Baerbock verlangte rasche Untersuchungen. "Schwere Menschenrechtsverletzungen müssen strafrechtlich verfolgt werden", sagte sie in einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft bei der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf.

Die EU-Staaten einigten sich darauf, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine schnell und unkompliziert aufzunehmen. Dies teilte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag auf Twitter mit.

 

Humanitäre Korridore

Moskau/Kiew (dpa) - In einer zweiten Verhandlungsrunde haben sich Russland und die Ukraine auf die Schaffung humanitärer Korridore in besonders umkämpften Gebieten der Ukraine verständigt. Das sagten Vertreter beider Seiten gestern nach dem Treffen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte der belarussischen Agentur Belta zufolge, „Anfang kommender Woche“ solle es eine dritte Verhandlungsrunde geben.

Podoljak betonte zugleich, dass bei dem Treffen im belarussisch-polnischen Grenzgebiet einige erhoffte Ergebnisse nicht erreicht worden seien. Der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski sprach von einer „möglichen vorübergehenden Einstellung der Feindseligkeiten“ in den entsprechenden Gebieten für den Zeitraum der Evakuierung.

Podoljak sagte, die „humanitären Korridore“ sollten auch genutzt werden, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Eine flächendeckende Waffenruhe ist offenbar nicht geplant.

 

Solidarität mit Ukrainern

Buenos Aires (AT/mc) - Eine „Brücke der Brüderlichkeit“ zwischen Argentinien und der Ukraine ist das Anliegen, das die deutschstämmige Politikerin Cornelia Schmidt-Liermann (PRO) jetzt vorgeschlagen hat. Gemeinsam mit dem Sicherheitspolitiker Alberto Czernikowski, dessen Großeltern aus der Ukraine kamen, will Schmidt-Liermann Möglichkeiten schaffen, dass ukrainische Kriegsflüchtlinge in Argentinien aufgenommen werden können. Finanziert werden könnte es mit beschlagnahmten Geldern russischer Magnaten, so die Idee.

„Wir können eine Brücke der Hoffnung bauen“, so die Initiatoren mit Blick auf das, was sich als „fünfte ukrainische Einwanderungswelle in unser Land entpuppen könnte“. Und weiter: „Durch die humanitäre Brücke zwischen der Ukraine und Argentinien schlagen wir vor, Personen und Familien, die wegen Putins Invasion die Ukraine verlassen mussten, die Möglichkeit zu geben, in unser Land zu reisen und sich hier einzurichten“, meinen Schmidt-Liermann und Czernikowski.

Sie verweisen zudem darauf, dass es in Argentinien verzweifelte Familien gebe, die Angehörige in der Ukraine retten wollten. Wie die Zeitung „Clarín“ berichtet, umfasst die ukrainische Gemeinschaft in Argentinien heute rund 300.000 Menschen. Rund die Hälfte von ihnen leben in der Stadt Buenos Aires. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Provinz Misiones.

Argentinien habe sich im Laufe seiner Geschichte stets durch eine „großzügige Politik der offenen Türen“ ausgezeichnet, meinen Schmidt-Liermann und Czernikowski. Als jüngstes Beispiel führen sie die 180.000 Venezolaner an, die in den letzten Jahren aus dem sozialistischen Erdöl-Staat nach Argentinien gekommen sind. Des Weiteren verweisen sie auf das Hilfsprogramm für die Flüchtlinge aus Syrien.


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