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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Rob Müller zum Neunzigsten


Rob Mueller
Ganz in seinem Element ist Rob Müller in seinem Ohrensessel, den er dem Deutschen Klub in Buenos Aires anlässlich Renovierungsarbeiten abgekauft hat.

Man könnte ihm stundenlang zuhören, wenn er von „seinem“ geliebten Patagonien erzählt. Um wen handelt es sich ? Um Rob Müller, der am 23. Mai 1932 im Deutschen Hospital zu Buenos Aires geboren wurde.

Eingewandert waren seine Vorfahren zu Zeiten als D. F. Sarmiento Präsident war, also so um 1870.

Rob‘s Eltern, Leo Segismundo Jorge Müller und Laura Matilde Diesch, siedelten sich, wie so viele Deutsche, in der Ortschaft Florida, einem gediegenen Vorort im Groß Buenos Aires, an. Dort baute sein Vater 4 Häuser auf, gedacht für die Kinder.

Die Grundschule besuchte Rob in der Fridericus-Schule (Vicente López). Zur Oberschule, hingegen, hatte sein Vater bestimmt, dass er zum Comercial San Isidro gehe, weil er für seinen Sohn eine kaufmännische Zukunft voraussah. Es kam etwas anders, aber Rob erinnert sich an diese schönen Jugendjahre, als er mit seinem Motorrad, zwischen Kaffeestuben und Rugby, San Isidro sein Eigen nannte. Dem Alter entsprechend besuchte er den Konfirmations-Unterricht. Konfirmiert wurde er von Pfarrer Ostrowski.

Militärdienst hat er auch geleistet; es sollte nicht in Campo de Mayo sein, wovon ihn seines Vaters Freund, General Carlos Wirth, Chef des Generalstabes des Heeres und Bruder von Willi Wirth, Teutonia-Präsident, in ein normaleres Kontor „bestellte“. Vitamin B pur, könnte man sagen.

Zehn Jahre lang verlebten die Müllers, also seine Eltern mit ihm und seinem Bruder Gerd Alfredo Jorge die Sommerfrische längs der Anden-Kordillere (Lago Morenito). Auch das Sommerlager der Pfadfindergruppe am Lago Moreno prägte sein Gefühl, dort zu Hause zu sein. Unvergesslich war die Abfahrt von Station Constitución aus, als die Pfadfinder von ihren Eltern auf dem Perron verabschiedet wurden. Vater Leo übergab dem Gruppenleiter bei der Gelegenheit eine Gath & Chaves-Mütze, die Rob unbedingt tragen sollte. Was er selbstverständlich nicht tat und, prompt nach der Besteigung des Cerro López von Dr. Neumeyer mit Sonnenstich und Fieber zum Lazarett gebracht wurde. Außer dieser Anekdote, kann sich Rob sehr gut an seine Freunde Armin Finsterbusch und Karl Schulz erinnern. Und, abermals ein Beitrag zu seiner Liebe zu Patagonien: er erfreute sich, wenn Carl Schade, Direktor der Fridericus-Schule, der jedes Jahr die Bergkette der Anden bis Feuerland und Punta Arenas abklapperte, von den Erlebnissen mit Natur und Land erzählte.

Die Geschichte streift sein Familienhaus, als zwei Besatzungsmitglieder des Panzerschiffes Admiral Graf Spee, der eine war Funker an Bord gewesen, kurz bei ihnen weilten.

An der wichtigen und bekannten Bremer Wollkämmerei in Blumenthal (Blomendal auf plattdütsch) lernte er sein Metier als Wolleinkäufer. Damals kamen von den 30 Volontären 5 aus Argentinien; einer war er. Zusätzlich vervollständigte er sein Wissen im Thema Wolle 6 Monate lang in Bradford (England), ebenfalls ein bekanntes Wollzentrum.

Bei Raúl Meier (Trelew, Madryn, Bahía Blanca, u. a.) und danach einer französischen Firma beginnen ab 1960 seine beruflichen Tätigkeiten in Argentinien. Rob, auch Don Roberto genannt, kann sich noch gut an jene Zeiten erinnern, als „man“ in den Weiten Patagoniens, an den Erdstaubwolken, die die Wagen hinterließen, wusste, welcher Konkurrent zu welcher Estanzia fuhr. Denn er war selbstverständlich nicht der einzige.

Was ihn jedes Mal wieder erfreut, ist, die enormen Weiten Patagoniens wahrzunehmen, wie er es 30 Jahre lang als Wolleinkäufer getan hat.

Aus seiner Ehe mit Juliana Gosztonyi hat er 6 Kinder und 14 Enkelkinder, wie folgt: Annelore (Florencia, Carolina und Josefina); András (Francisca, Benjamín und Antonia); Mariana „La China“ (Jerónimo, Nicolás, Mateo, Ona und Anika); Carola in den Vereinigten Staaten (Santiago, Juliana und Ignacio); Nicolás in Dublin und Matias; (die beiden letztgenannten ohne Kinder).

Heutzutage lebt Rob Müller in Esquel mit seiner Gattin Cora Cilley und genießt die Anerkennung seiner Mitbürger, wenn er „in die Stadt“ fährt, um etwas zu erledigen. Mit einer Gruppe Nachbarn hat er viel zum Fortschritt Esquel’s beigetragen, hauptsächlich was Straßenpflasterung und Telefonwesen anbelangt. Die von ihm so geliebte Stadt hat ihn zum Ehrenbürger ernannt. Eine wichtige Anzahl Bücher und Dokumente über Patagonien kann er sein Eigen nennen und sind sein größter Schatz in seiner umfangreichen Bibliothek.

Rudolf Hepe

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