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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Risikoabwägung bei Vektorimpfstoffen

Seltene Komplikationen nur schwer vorhersagbar

Impfstoffen
Das Risiko für seltene Komplikationen bei Vektorimpfstoffen scheint für ältere Menschen geringer zu sein. (Foto: dpa)

Berlin (dpa/wvg) - Für die seltenen schweren Impfnebenwirkungen im Zusammenhang mit den Präparaten von AstraZeneca und Johnson & Johnson kann Experten zufolge bisher keine genaue Risikogruppe und kein bestimmter Risikofaktor definiert werden. Das sagte der Direktor des Mikrobiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen, Christian Bogdan, am Dienstag in einer Videoschalte des Science Media Center. Er ist Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland.

Eine mögliche Ausnahme könnten Menschen sein, die schon einmal eine ganz bestimmte Erkrankung (Heparininduzierte Thrombozytopenie) hatten, die Ähnlichkeiten mit der Impfkomplikation hat. Andere Risikofaktoren, die üblicherweise für Thrombosen genannt werden, seien kein begünstigender Faktor für die spezielle Impfnebenwirkung, sagte Bogdan. Für die Frage, ob man sich mit einem der Impfstoffe impfen lassen will, seien die individuelle Risikobereitschaft und das Covid-19 Erkrankungsrisiko je nach Alter und Vorerkrankung wichtig. Das AstraZeneca-Vakzin kommt auch in Argentinien zum Einsatz, bis jetzt unter dem Namen „Covishield“.

Am Montag war die Entscheidung bekannt geworden, dass die Stiko in Deutschland den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson wie den von AstraZeneca in der Regel für Menschen ab 60 empfiehlt. Die Impfstoffe können allerdings nach ärztlicher Aufklärung und bei „individueller Risikoakzeptanz“ weiter auch Jüngeren verabreicht werden. Die Komplikation endete teils tödlich.

Bei der beobachteten, seltenen Nebenwirkung handelt es sich um Blutgerinnsel an ungewöhnlichen Orten mit einem Mangel an Blutplättchen. Experten sprechen von Thrombosen mit Thrombozytopenie, kurz TTS. Den Mechanismus dieser Autoimmunerkrankung verglich Andreas Greinacher (Universitätsmedizin Greifswald), der zu der Komplikation forscht, mit einem schlafenden Drachen in einer Höhle, der aufgeweckt und geärgert werde. Durch die Impfung werde ein „evolutionär ziemlich altes Immunsystem“ zum Arbeiten angeregt. Dann laufe eine Immunreaktion „quasi auf Autopilot“, die starke Gerinnungsaktivierungen durchführe.

Aus Deutschland seien mittlerweile 59 von 67 Fällen untersucht worden, sagte Greinacher. Warum die Komplikation bei einem von 40.000 oder 50.000 Geimpften auftrete, sei noch unklar. Wahrscheinlich kämen beim Einzelnen mehrere seltene Faktoren zusammen.

Über die beobachtete Fallhäufung bei Frauen nach Impfungen mit AstraZeneca sagte der Experte: „Dieser deutliche Unterschied zwischen den Geschlechtern ist am Anfang nur der Spiegel gewesen, dass in unserem Gesundheitssystem vor allen Dingen Frauen arbeiten.“ Diese wurden zunächst vorrangig geimpft. So komme man schnell zu dem Eindruck, es seien vor allem Frauen betroffen. Auch Ältere scheinen noch ein gewisses, aber wohl geringeres Risiko zu haben. Gleichzeitig hätten die Älteren ein viel höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe, so dass die Risiko-Nutzen-Abwägung bei ihnen anders ausfalle.

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