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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Revolution, Tod, Wiedergeburt

75 Jahre Sofortbildkamera

Von Benno Schwinghammer

Ein Knopfdruck und man hat ein Foto: Die Idee für die Sofortbildkamera war revolutionär - und sie lebt fort.

Polaroid
Kult mit Retrocharme: die Polaroid. (Foto: dpa)

New York - Machen Sie Fotos mit Ihrem Handy, klatschen einen Filter drauf und laden sie dann bei Instagram, Facebook oder Twitter hoch? Dann handeln Sie sozusagen im Geiste einer 75 Jahre alten Erfindung des US-Amerikaners Edwin Land, der am 21. Februar 1947 die erste Sofortbildkamera in New York vorstellte. Die Erfindung schlug ein - ein bisschen so wie die Handykameras in den letzten Jahrzehnten. Und diverse Smartphones-Apps ahmen bis heute den Charme der Apparate nach.

Lands erste Kamera war Model 95 und der Name seiner Firma macht rückblickend die Tragweite ihrer technischen Revolution deutlich: Polaroid. Der Name wurde zwischenzeitlich zum Synonym für Fotografie, man machte nicht nur Fotos, man knipste auch Polaroids! Land erfand die Kamera, nachdem seine Tochter ihn eines Tages fragte, warum sie Fotos nicht sofort sehen konnte.

Der Wissenschaftler tüftelte: "Ich konnte sehen, was die Polaroid-Kamera sein sollte. Sie war für mich genauso real, als säße sie vor mir, bevor ich jemals eine gebaut hatte", erklärte er einmal. Doch was viele heute vor allem mit Spaß- und Partyfotografie in Verbindung bringen, war damals ein Meilenstein in vielen Bereichen.

Spurensucher an Tatorten konnten unkompliziert und schnell Fotos machen, die direkt in Akten oder an Tafeln verwendet werden konnten. Ärzte nutzten sie auf ähnliche Weise und machten Aufnahmen ihrer Patienten. Von Vorteil waren die Sofortbildkameras auch für Entwicklungshelfer, die in vielen Teilen der Welt keinen Zugriff auf Labore zur Entwicklung von Filmen gehabt hätten.

Doch die neue Technologie hatte auch Nachteile, weshalb die herkömmliche Kamera mit schwarz-weiß oder Farbfilm auch weiterhin von vielen Menschen benutzt wurde. Hier spielte vor allem der Preis der schnellen Bilder, die unter leisem Surren aus der Kamera kamen, eine Rolle. Polaroids und die Bilder von Konkurrenzmarken waren um ein Vielfaches teurer als jene aus dem Labor. Zudem blieben die Kameras lange Zeit klobig und passten bei weitem nicht in jede Tasche.

Polaroid
Die von Edwin Land entwickelte Sofortbildkamera wurde millionenfach verkauft. (Foto: dpa)

Die Fotos der Sofortbildkameras verkörperten für viele Menschen allerdings mehr als nur Schnelligkeit, sondern vor allem rückblickend auch ein Lebensgefühl. Leicht übersteuerte Farben, das langsame Verblassen, die Vignette an den Rändern: Das alles kreierte eine Ästhetik, die zum Retro-Hype im Multimedia-Bereich der letzten Jahre beitrug.

Im Jahr 2019 seien in Deutschland eine halbe Million Sofortbildkameras verkauft worden, teilt der Photoindustrie-Verband auf Anfrage mit - mehr als doppelt so viel wie noch 2016. In den vergangenen beiden Jahren ging die Zahl wieder etwas zurück, blieb aber weiter hoch. Gekauft wurden die Apparate vor allem von Teenagern und Menschen in ihren 20ern. Experten erklären den Trend auch mit dem Boom von retro-angehauchten digitalen Foto-Apps wie Instagram, die die jungen Käufer wieder zu den analogen Kameras zurück bringen.

Gerade Instagram, das schon im Namen an die "Instant Camera" angelehnt ist, spielt dabei mit den Chic der Sofortbildapparat. Ein früheres Icon für die Software war eine Kamera, die einem Polaroid-Model verdächtig ähnlich sah. In der App können User alle möglichen Filter einstellen, die das Bild verfälschen und in vielen Fällen ihre jahrzehntealten Vorgänger imitieren. In manchen Programmen können auch die weißen Rahmen der Sofortbilder hinzugefügt werden.

Polaroid ging im Zuge der Digitalisierung und dem Erfolg der Digitalkamera 2001 pleite, inzwischen aber werden unter dem Traditionsnamen wieder Apparate hergestellt - von einer Firma, die ursprünglich als Fanprojekt in den Niederlanden startete. Doch es ist vor allem die Idee des - oft imperfekten, unrealen und dadurch attraktiven - Sofortbildes das im digitalen Zeitalter in Smartphone-Apps weiterlebt. Eine Momentaufnahme, so leicht, als würde man die Welt durch eine Sonnenbrille sehen.


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