Der Streit zwischen Präsident Alberto Fernández und Stadtchef Horacio Rodríguez Larreta hat diesem einen unerwartet starken politischen Impuls erteilt. Eltern und Familienangehörige der schulpflichtigen Kinder sind beim Verbot des Schulbetriebes auf die Straße gegangen, zuerst vor der Residenz in Olivos und dann beim Obelisken, um gegen die Schließung der Schulen zu protestieren. Rodriguez Larreta, der bis vor kurzem innerhalb der Oppositionskoalition als zu regierungsnah und schwach angesehen wurde, hat sich sich jetzt als echter Oppositionspolitiker profiliert, der den Kampf gegen den Präsidenten aufgenommen und dabei dessen Autorität in Frage gestellt und ihn politisch (noch mehr) geschwächt hat. Die Covid-Ansteckungen sind in den Schulen minimal, und bei Kindern fast immer mild. Die Gesellschaft nimmt dieses Risiko in Kauf, um die Erziehung der Kinder zu sichern, wobei auch deren Verbleiben in der Wohnung Probleme für die Eltern schafft. Die Priorität, die AF der Covid-Bekämpfung zumisst, ist offensichtlich zu weit gegangen.
Der Schuldspruch für den US-Polizisten Derek Chauvin wegen Mordes an dem Afroamerikaner George Floyd hat große politische Bedeutung, was durch die Tatsache betont wird, dass der Urteilsspruch im Fernsehen übertragen wurde und Präsident Joe Biden sich Zeit nahm, um sie sich anzuhören und dabei seine Tagesordnung änderte. Hätte der Polizist bei einem Weißen auch das Knie neun Minuten und 29 Sekunden auf die Brust gestemmt und seinen verzweifelten Ruf “Ich ersticke” überhört? Sehr wahrscheinlich nicht. In den Vereinigten Staaten fällt es immer noch schwer, die Rassengleichheit, ohne jegliche Diskriminierung, durchzusetzen, obwohl mit Barack Obama als Präsident ein unerwartet großer Fortschritt erreicht wurde. Die Diskriminierung der Afroamerikaner ist zum Teil der der Araber gewichen, die als gefährliche muslimische Fundamentalisten angesehen werden. Doch dies haben die Muslime auch selbst verschuldet. Das Attentat auf die Zwillingstürme wird nicht so leicht vergessen.
„Kinoeintritt nur für Covid-Geimpfte und negativ Getestete“ - dieser Text könnte bald auf einem Schild vor deutschen Filmhäusern prangen. Noch ist die Regierung am Überlegen, ob dem bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpften Bevölkerungsanteil Ausnahmen bei den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen eingeräumt werden sollten. Sinn macht es allemal: Wer sich im Kampf gegen das Virus einsetzt, der wird belohnt. Die Quarantäne nach der Urlaubsreise fiele auch für die Träger*innen des Impf-Barcodes weg. Grimmig würde dies wohl einzig die jungen Leute stimmen. Diese dürften bereits Hufen scharrend auf den nächsten Club-, Bar-, oder Konzertbesuch warten. Dabei sind Geimpfte bei dem anfänglichen Impfdosen-Mangel doch ohnehin praktisch gesegnet. Und: Ist es nicht schon Belohnung genug, dass die Immunisierten ohne Besorgnis ihren Wocheneinkauf erledigen können?
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