Seit anderthalb Monaten spricht Cristina nicht mehr mit Präsident Alberto Fernandez, und nimmt auch seine Anrufe nicht an. Sie ist verärgert, weil er sein angebliches Versprechen nicht eingehalten hat, in seinem ersten Regierungsjahr ihre Prozesse zu beenden. Er ist dabei offensichtlich auf legale Hindernisse gestoßen. Sie will auch, dass er die Justizministerin Marcela Losardo absetzt, was Alberto F. gegen den Strich geht. Tatsache ist, dass das dutzend Prozesse, in denen sie angeklagt wird, seit dem Regierungswechsel weiter fortgeschritten sind, wenn auch langsam. Man kann davon ausgehen, dass es der Regierungskoalition “Frente de todos” nächstes Jahr bei der Wahl zur Erneuerung der Hälfte der Deputierten und eines Drittels der Senatoren wegen der tiefen Krise schlecht geht. Cristina hätte dann einen geringeren politischen Schutz, was bedeutet, dass die Richter sie dann verurteilen können, ohne Repressalien zu befürchten. Viele Prozesse stehen ohnehin kurz vor dem Urteil, das unvermeidlich eine Haftstrafe und eventuell noch mehr vorsieht.
Die USA eine "Bananenrepublik"? Ganz Unrecht hat Larry Hogan, der republikanische Gouverneur des Bundesstaats Maryland nicht. Allerdings fälschen amtierende Präsidenten in Bananenrepubliken die Wahlen, und die Opposition spricht von Fälschung. In den USA hat die Opposition reguläre Wahlen gewonnen, und der amtierende Präsident spricht von Fälschung. Dass er durch erfundene Vorwürfe das Wahlergebnis fälschen will, hat schon bananeske Züge. Warum Donald Trump das tut, weiß er vermutlich selbst nicht so genau. Eine Niederlage zu akzeptieren, passt zwar wirklich nicht zu seinem Ego, aber die Erklärung wäre zu einfach. Vielleicht plant er ein Comeback in vier Jahren und will seinem Nachfolger Joe Biden möglichst viele Steine in den Weg legen. Sicher ist, dass er seinem Land großen Schaden zufügt. Wenn künftig aus Washington Mahnungen kommen, demokratische Spielregeln einzuhalten, wird man sich in Moskau und Peking ins Fäustchen lachen: Bananenrepublik.
Noch ist Polen nicht verloren. Es gibt noch Polen, die sind richtig gepolt. Donald Tusk, der frühere EU-Ratspräsident und langjährige polnische Ministerpräsident, geht mit seinem Nachfolger hart ins Gericht. Die Weigerung der polnischen Regierung, die EU-Rechtsstaatsregeln einzuhalten und dabei lieber den europäischen Haushalt und damit die Milliarden an Corona-Hilfen zu blockieren, hält er für kontraproduktiv. Damit spiele man Moskau in die Hände, sagte Tusk treffend. Die EU zu spalten und Polen zu isolieren, ist durchaus im Interesse Russlands, und das Reich Putins ist noch vor Deutschland der Hauptfeind Polens. Auf der anderen Seite ist die Regierung auf dem besten Weg sich zu russifizieren. In Warschau träumt man heimlich von einem autoritären Regime wie in Russland.
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