Der Fall der Richter Bruglia, Bertuzzi und Castelli hat jetzt die Aufmerksamkeit auf die Justiz gelenkt. Dabei wurde bekannt, dass von insgesamt 988 Richterposten der Bundesjustiz 294 (fast 30 Prozent) nicht besetzt sind. Da die Arbeit erledigt werden muss, wurden Ersatzrichter ernannt (subrogantes), die eine schwache Stellung haben, weil sie von der Regierung jederzeit abgesetzt werden können. Außerdem gab es ab 1995 65 Versetzungen, von denen 23 auf Kirchner-Regierungen und 22 auf Macri entfallen. Das Verfahren zur Ernennung eines Richters dauert über drei Jahre. Der Richterrat, der die Anträge für Richterposten prüfen muss, arbeitet im Schneckentempo und ist jetzt politisch vom Kirchnerismus beherrscht. Regierung und Parlament sollten sich jetzt damit befassen, ein System auszuarbeiten, dass die Ernennung von Richtern von ihrer Fähigkeit und Erfahrung, und nicht von ihrer politischen Zugehörigkeit abhängig macht, und das Verfahren beschleunigt. Es handelt sich um Thema, das auch für die Opposition an erster Stelle stehen sollte, denn es hängt eng mit der Unabhängigkeit der Justiz und der Fortsetzung der Prozesse wegen Kirchner-Korruption zusammen.
Natürlich hat Donald Trump Recht. Die Briefwahl hat so ihre Tücken und ist anfällig für Manipulation. Das liegt daran, dass sie geheim ist. Zu geheim. Man weiß einfach nicht, wer den Stimmzettel ausfüllt. Es ist freilich ein Klischee, dass der Ehemann seine Frau dazu zwingt, ihr Kreuzchen bei einem bestimmten Kandidaten zu machen, aber umgekehrt kann man sich das schwer vorstellen. In Argentinien war man sich des Problems bewusst, und hat jahrzehntelang Männer und Frauen in getrennten Wahllokalen abstimmen lassen. Bei der Urnenwahl ist das heute unnötig und bei der Briefwahl eine statistisch zu vernachlässigende Größe, die in den USA eher Trump bevorzugt. Es gibt wohl wenige Frauen, die man dazu zwingen muss, für Biden zu stimmen.
Selbstverständlich ist es nicht richtig, dass die ganze Welt aufatmet, weil der irrlichternde Bewohner des Weißen Hauses bald ausziehen muss. Einige Politiker weinen bittere Tränen, andere gratulieren Joe Biden mit einem Kloß im Hals, und wenige verweigern dem Wahlsieger die Anerkennung. Unter letzteren findet man hauptsächlich Diktatoren, Autokraten und Rechtspopulisten. Wer die Chefin der rechtsextremen französischen Sammelbewegung Rassemblement National zu Freundin hat, braucht eigentlich keine Feinde mehr. Umso überraschender ist, dass der rechtspopulistische frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi Bidens Sieg als "gut für uns alle" bezeichnet hat. Berlusconi war so etwas wie eine Blaupause für Trumps Wahlsieg 2016. Ein Milliardär, der aus Eigeninteresse in die Politik ging. Jetzt gibt er sich als "Elder Statesman" und nennt seinen Nachahmer "arrogant und aggressiv". Vermutlich hält Berlusconi Trump für eine schlechte Kopie seiner selbst.
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