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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

Am Montag haben sich große Menschenmengen am Obelisken, an anderen Orten der Stadt, vor der Präsidialresidenz in Olivos, in anderen Vororten und auch in den Städten des Landesinneren versammelt, sehr viele davon mit argentinischen Fahnen, um gegen die Regierung zu protestieren. Es waren weit mehr als doppelt so viele wie das letzte Mal, was begreiflich ist, da die Quarantäne immer unerträglicher geworden ist und die wirtschaftliche und soziale Lage sich inzwischen sehr verschlechtert hat. Abgesehen von der allgemeinen Kritik an der Regierung, die dafür verantwortlich gemacht wird, mit Recht oder auch nicht, wurde das Vorgehen gegen die Justiz beanstandet. Die Themen Republik, Verfassung und Korruption kamen ständig auf und viele forderten, dass Cristina verurteilt und verhaftet werde. Der Mittelstand, mit Menschen unterschiedlicher politischer Zugehörigkeit, aber mit den gleichen Grundkonzepten über Staat und Gesellschaft, zeigt jetzt seine Präsenz auf der Straße, in einem Ausmaß, das peronistische und linke Gruppen nicht entfernt erreichen. Dies wurde über Internet von anonymen Menschen organisiert. Die Opposition ist dabei nicht offen aufgetreten, wird aber bei Wahlen davon profitieren.

Natürlich ist das kein Indikator, der über die Persönlichkeit, den Charakter oder die Integrität des US-Präsidentschaftskandidaten entscheiden sollte. Aber man sollte schon darüber nachdenken, wer sich derzeit eine Wiederwahl Donald Trumps wünscht. Vor vier Jahren hatten Russland und China ein großes Interesse, dass der Fake-Staatsmann an die Macht kommt. Dass es dazu kam, hat er vor allem russischen Hackern zu verdanken. Aber Undank ist der Welt Lohn. Trump bewundert den russischen Präsidenten Wladimir Putin zwar, aber er belästigt ihn auch mit seiner hartnäckigen Opposition gegen die Gaspipeline North Stream 2. Über China muss man in dieser Hinsicht gar nicht reden. Der von Trump angezettelte Handelskrieg zwischen China und der USA belastet inzwischen die gesamte Weltwirtschaft.

Große Bedeutung für den Ausgang der US-Wahlen hat das wohl nicht. Es sei denn, Putin würde seine Staatshacker auf Trump hetzen. Das wird er wohl nicht tun. Der derzeitige Wahlkampf in den USA dürfte ganz im Interesse Russlands sein. Eine gespaltene Supermacht, die vom Corona-Virus geplagt, wirtschaftlich darnieder liegt und außenpolitisch fast isoliert ist. Putin mag Trump vor vier Jahren als nützlichen Deppen gesehen haben. In Bezug auf den Deppen mag er Recht gehabt haben. Doch Trump ist kein berechenbarer Depp. Er kann seine Meinung binnen Stunden ändern. Putin weiß, dass er mit Trumps Kontrahenten Joe Biden nicht unbedingt besser fahren wird. Aber Biden ist berechenbarer, im Gegensatz zu Trump dürfte sein Wort gelten. Vor vier Jahren hatte Trump zumindest noch die Unterstützung von China und Russland. Heute stehen nur noch die Taliban hinter ihm. Die afghanische Terrororganisation hat sich für seine Wiederwahl ausgesprochen. Wen wundert es. Im Wahlkampf hat Trump den Totalabzug der US-Truppen aus Afghanistan angekündigt. Für den Wahlsieg wird das allerdings nicht reichen.



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