Der ehemalige Präsident Eduardo Duhalde ist ein Politiker mit Erfahrung, der weiß, was er sagt. Gegenüber dem Journalisten Luis Novaresio erklärte er, es werde 2021 keine Wahlen geben, und stattdessen einen militärischen Staatsstreich. Das hat begreiflicherweise wie eine Bombe eingeschlagen, auch wenn Duhalde nachher versucht hat, seine Aussage zu entkräften. Eine Übernahme der Regierung durch die Militärs¸ wie sie in den vergangenen Jahrzehnten schon oft geschehen ist, erscheint heute kaum möglich, weil die Streitkräfte auf ein Minimum beschränkt worden sind und nicht mehr die Macht haben, die sie in früheren Zeiten hatten. Oder irren wir uns, und Duhalde ist besser informiert? Auf alle Fälle handelt es sich um eine Warnung. Die Mischung von tiefer wirtschaftlicher und sozialer Krise und einer untragbaren und zunehmenden persönlichen Unsicherheit schafft eine Lage, die unsere kühnsten Phantasien übertrifft.
Die Spannung der EU-Staaten mit Russland, die besonders stark auftrat, als es zum Kleinkrieg mit der Ukraine wegen der Krim-Hoheit kam, hat durch den Konflikt in Belarus (früher Weißrussland benannt) zugenommen. Seit 27 Jahren regiert Lukaschenko ununterbrochen mit Wahlen, die er immer gewinnt, auch jetzt mit über 80 Prozent der Stimmen. Die Opposition weist auf Wahlbetrug hin, was sehr wahrscheinlich ist, da sie bestimmt mit weit mehr als 20 Prozent der Wähler vertreten ist, wie es der Massenaufmarsch auf den Straßen der Hauptstadt Minsk zeigt. Bundeskanzlerin Merkel äußerte sich in dieser Richtung, aber Putin meinte, die Wahl sei in Ordnung gewesen und gab Lukaschenko seine volle Unterstützung. Das ist begreiflich, weil er selber auch sein Amt seit Jahrzehnten ausübt. Aber er macht es eleganter, mit einer Abwechslung mit seinem Premierminister Medwedew, die jedoch nur formell ist.
In Bolivien finden am 18. Oktober Wahlen statt, bei denen sich als Hauptkandidaten für die Präsidentschaft der ehemalige Präsident Carlos Mesa und der ehemalige Vizepräsident von Evo Morales, der Ökonom Luis Arce, als Hauptfiguren profilieren, mit je um die 23 Prozent Stimmenanteil gemäß den Umfragen. Mesa wird als Sozialdemokrat eingestuft und Arce gehört zur sozialistischen Partei MAS (Movimiento al Socialismo). An dritter Stelle kommt die gegenwärtige Interimspräsidentin Yanina Añez mit zwöfl Prozent, und dann kommen noch andere Kandidaten mit Minderheitsbeteiligungen hinzu. Es wird vorweggenommen, dass es zu einer zweiten Wahlrunde kommt, bei der Stimmen von Añez auf Mesa übergehen, womit dieser gewinnen würde. Doch Evo Morales zählt nach wie vor auf die Unterstützung der Koka-Bauern, und das bedeutet viel Geld für die Wahlkampagne und direkte Mitwirkung an dieser.
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