Cristina hat einen Konflikt mit dem Journalismus und den Journalisten, bemüht sich jedoch nicht, ihn zu entschärfen. Ganz im Gegenteil. Das Gesetzesprojekt über die Justizreform bestimmt im Artikel 72, dass die Richter jeden Versuch, ihre Entscheidungen zu beeinflussen, der von politischen oder wirtschaftlichen Mächten, Freunden oder Druckgruppen irgendwelcher Art ausgeht, beim Richterrat anzeigen müssen. Was dieser dann tun soll, ist nicht klar. Das ist grober Unfug. Jeder hat das Recht, bei einem Fall, der der Justiz vorliegt, seine Meinung zu äußern, auch persönlich gegenüber dem Richter. Was nicht bedeutet, das sich der Richter der Meinung fügt. Senator Parrilli, der sich streng an die Weisungen von Cristina hält, hat jetzt im Text des Projektes die Medien als Druckgruppen hinzugefügt, was nicht nur ein direkter Angriff auf die Pressefreiheit darstellt, sondern den Unfug noch grober macht. War es ohnehin schon zweifelhaft, dass das Gesetzesprojekt von beiden Kammern genehmigt wird, so wird es mit dem Angriff auf die Presse fast unmöglich. Denn die Politik spielt sich weitgehend über die Medien ab, und die Politiker wolle keinen Konflikt mit diesen und noch weniger mit den wichtigen Journalisten.
Weltweit sind schon 800.000 Menschen wegen Ansteckung mit dem Covid-19-Virus gestorben, und bis allgemein geimpft wird, könnten es über einer Million sein. Das klingt nach sehr viel, ist es jedoch im Vergleich zu den über 150 Millionen Menschen, die jährlich sterben, nicht so viel. Auch im Vergleich zu den angeblich um die 50 Millionen Toten der spanischen Grippe von 1918 oder der schwarzen Pest des 14. Jahrhunderts, bei der ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb, ist es nicht viel. Indessen hätten die Toten dieses Mal viel weniger sein können, wenn die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Brasilien und ganz am Anfang Italien und Spanien, die Eigenart der Pandemie erkannt und dementsprechend gehandelt hätten. Trump, Johnson und Bolsonaro dachten, es handle sich um eine Abart der Grippe, die sich nicht viel von der traditionellen unterscheidet. Sie haben nicht auf die Virologen gehört, wie es Fernández in Argentinien, Lacalle Pou in Uruguay und einige andere von Anfang an getan haben.
Die Pandemie hat in den Vereinigten Staaten einen direkten Einfluss auf die Novemberwahlen. Einmal hat sie zu einer Krise geführt mit einer starken Zunahme der Zahl der Arbeitslosen, womit die Zustimmung, die Trump wegen der guten Konjunktur und einer Arbeitslosigkeit von knapp über 3 Prozent hatte, verschwunden ist. Hinzu kommt jetzt noch das Problem, dass die Menschenversammlungen, die bei den Wahlen normalerweise stattfinden, eine Ansteckungsgefahr darstellen, so dass die Stimmenabgabe per Post empfohlen wird. Doch Umfragen und Studien haben ergeben, dass die Demokraten dabei mehr Stimmen erhalten als die Republikaner. Warum das so ist, wurde nicht erklärt. Trump hat dies sofort begriffen und die Wahl per Brief als Wahlbetrug bezeichnet, was es gewiss nicht ist.
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