Die Regierung wird von der Bevölkerung für alles verantwortlich gemacht, was ihren Wohlstand betrifft - auch wenn es sich um Umstände handelt, die sie nicht beherrscht, wie das Auftauchen des Coronavirus. Ob und wie weit Alberto Fernández Schuld an der tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise hat, spielt eine sekundäre Rolle. Tatsache ist, dass die Zustimmung zu seiner Regierung stark abgenommen hat, und die Opposition dabei gestärkt wird und gute Chancen hat, bei den Wahlen zur Erneuerung der Hälfte der Deputiertenkammer und eines Drittels des Senats, die in einem Jahr stattfinden, die Regierungskoalition zu besiegen. Diese Aussicht hat schon jetzt Folgen, u.a. die, dass der Druck der Regierung auf die Richter weniger wirksam ist, weil diese es sich auf alle Fälle mit der Opposition nicht verderben wollen. Achtung Cristina!
Die Nominierung von Kamala Harris als Vizepräsidentschaftskandidatin von Joe Biden hat eine besondere Bedeutung, und zwar nicht, weil sie jamaikanisch-indische Wurzeln hat und sie die erste Frau wäre, die dieses hohe Amt besetzt, sondern weil Biden noch in diesem Jahr 78 Jahre alt wird, so dass sie ihn eventuell ersetzt oder zumindest eine aktivere Rolle übernimmt, als es bei Vizepräsidenten üblich ist. Besonders wichtig erscheint ihre Sorge um das Gesundheitssystem, das in den USA zwar technologisch fortgeschritten, aber unverschämt teuer und ineffizient ist, was auch während der Pandemie offen in Erscheinung getreten ist. Sie geht nicht so weit wie Bernie Sanders, setzt sich jedoch für eine Erweiterung des Systems ein, das Präsident Obama eingeführt hat. In einem reichen Land wie die USA sollten alle, unabhängig von ihrem Einkommen, Zugang zu einer guten Gesundheitsbetreuung haben. Und das ist eben nicht der Fall.
Die Vereinigten Staaten haben im Rahmen der Sanktionen gegen die Maduro-Regierung vier Öltanker beschlagnahmt, die Petroleum aus dem Iran nach Venezuela beförderten, und sie nach Houston umgeleitet. Das führt zu einer noch akuteren Knappheit von Benzin im Land mit den weltweit höchsten Ölreserven. Normalerweise hätten die Tanker in umgekehrte Richtung fahren sollen. Doch die Produktion ist in einem Jahrzehnt von 3,2 Millionen Barrel pro Tag auf 400.000 Barrel gefallen, und die Raffinerien arbeiten wegen Mangels an Wartung bei halber Kapazität. Abgesehen von den nachgewiesenen Verletzungen der Menschenrechte, haben Chávez und Maduro das Land in eine Wirtschaftskrise von gigantischem Ausmaß gestürzt, was auf Unfähigkeit und Ideologie zurückzuführen ist. Trotzdem steht Cristina Kirchner zu diesen Versagern, und Alberto Fernández widerspricht ihr nicht.
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