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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

(Vom 20.9. bis 27.9.)

Néstor Kirchner hat als Präsident direkt in die Justiz eingegriffen und auch Richter des Obersten Gerichtshofes, die sich weigerten, seinen Anweisungen zu gehorchen und dabei die Verfassung zu verletzen, einfach rausgeschmissen. Einige mit einem absurden politischen Prozess und einen durch direkte Bedrohung im Mafia-Stil. Die Gesellschaft war sich damals nicht bewusst, was vorging. Jetzt ist es ganz anders. Auch ist der Jurist Alberto Fernández ein seriöser Mensch. Die Kirchneristen wollen in die Justiz eingreifen, damit die Korruptionsprozesse beendet werden. In diesem Sinn reden sie sogar von einer Verfassungsreform, was sofort einen großen Wirbel hervorgerufen hat und wohl nicht möglich ist, weil keine Zweidrittelmehrheit im Kongress zustande kommt. Doch sie können die Zahl der Mitglieder des Obersten Gerichtshofes von jetzt fünf auf sieben und sogar neun erhöhen und dabei eigene Leute ernennen.


Donald Trump scheint Greta Thunberg nicht sonderlich zu mögen. In dieser Woche bei den Vereinten Nationen in New York lief der US-Präsident an der 16-Jährigen vorbei, offenbar ohne sie zu bemerken. Dann widmete Trump ihr aber doch einen hämisch-ironischen Tweet: „Sie wirkt wie ein sehr glückliches junges Mädchen, das sich auf eine strahlende und wunderbare Zukunft freut. So schön zu sehen!“ Er verlinkte dazu einen Video-Ausschnitt der Rede Thunbergs, in der sie die Toppolitiker der Erde sehr emotional zu mehr Engagement beim Klimaschutz aufgerufen hatte. Trumps Spott könnte nicht nur mit unterschiedlichen Auffassungen zur Klimapolitik zu tun haben. Dem US-Präsidenten scheint es vielmehr zu missfallen, dass einer anderen Person mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als ihm selbst. Für den Narzissten im Weißen Haus, der sonst stets im Mittelpunkt steht, sicher schwere Kost.


Das Brexit-Chaos nimmt kein Ende, und manchem mag es schwer fallen, sich zu positionieren. Einerseits mag man sich schadenfroh wünschen, dass die Briten ohne Deal endgültig aus der EU herausfliegen. Dann hätte das elende Hin und Her endlich ein Ende. Oder aber der Wunsch überwiegt, Boris Johnson stolpere mit Pauken und Trompeten über seine freche und mittlerweile gekippte Entscheidung, das Parlament auszusetzen. Denn dann gäbe es vielleicht Neuwahlen und das hinterletzte Türchen, dass die Briten nun doch noch in der EU bleiben, ist wieder einen kleinen Spalt offener. Man mag sich vielleicht nicht recht entscheiden können. Raus mit den Briten? Oder lieber doch Johnson weg vom politischen Parkett, und dafür bleiben die Briten vielleicht noch? Schwer zu sagen. Sicher jedoch ist eines: Kaum jemand hat noch Lust auf das ganze Theater. Oder wie der Norddeutsche dazu zu sagen pflegt: „Rin inne Kartoffeln, raus aus de Kartoffeln.“

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