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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

Die Wahl in Brasilien, bei der Bolsonaro viel mehr Stimmen erhielt, als die Umfragen vorher ergeben hatten und Lula zu einer Zweitwahl mit ungewissem Ausgang zwang, wurde auch in Argentinien aufmerksam verfolgt, umso mehr als Lula als das brasilianische Äquivalent von Cristina gilt. Was dieser Pragmatiker jedoch nur mit viel Phantasie ist. Die Wirtschaftswelt hat das Ergebnis als positiv empfunden, weil Lula, auch wenn er schließlich Präsident wird, das Bestehen einer starken Opposition berücksichtigen muss, die die Mehrheit in beiden Parlamentskammern hat und wichtige Staaten kontrolliert, wie Sao Paulo. Ein starker Linksrutsch wird somit ausgeschlossen. Das kam auf den Finanzmärkten zum Ausdruck: Die Aktien großer Unternehmen stiegen an der Börse am Montag um ca. 12 Prozent, der Real stieg gegenüber dem Dollar um 4,5 Prozent und der Fonds brasilianischer Unternehmen ETF, der in New York kotiert, stieg um 10 Prozent.


Im Zarenreich wird es immer bizarrer. Da feiert Wladimir Putin den Anschluss besetzter ukrainischer Gebiete, in denen er hat Scheinreferenden durchführen lassen. Feiern lässt er auf dem Roten Platz in Moskau, denn dort ist die Kulisse im Gegensatz zu Cherson und anderen Orten noch intakt. Putins Feiern erinnern an eine Hauseinweihungsparty, bei der es kein Haus gibt, weil man es zerstört hat, damit der böse Nachbar es nicht bekommt. Im Fall der besetzten ukrainischen Gebiete ist die Party allerdings noch skurriler. Während Putin feiert, wird die Beute immer kleiner. Die ukrainische Armee rückt an allen Fronten vor.


Nun ja, die neue britische Premierministerin Liz Truss mag die Geschichte noch so bemühen, an ihrem Vorbild Margaret Thatcher ist sie schon jetzt gescheitert. Die „Eiserne Lady“ verdankte ihren Spitznamen der Tatsache, dass sie ihr politisches Programm auch gegen größte Widerstände durchzusetzen vermochte. Mrs. Truss hat in wenigen Tagen mehr Vorhaben gekippt als Maggie in elf Jahren Amtszeit. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass man solch aberwitzige Pläne wie Steuererleichterungen für Superreiche in Zeiten klammer Kassen gar nicht erst entwickelt. Wenn Truss so weitermacht, wird sie als „Tin Lizzie“ in die britische Geschichte eingehen.

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