Die Vizepräsidentin Cristina Kirchner hat letzten Freitag einen langen Vortrag in der Universität der Provinz Chaco gehalten, die ihr ein Ehrendoktorat erteilte, ohne zu erklären warum. Sie ist eine gute Rednerin, die es versteht mit allerlei Tricks und Gesten die Aufmerksamkeit ihres Publikums zu erhalten. Das erstaunliche dabei war, dass sie ihre Regierung nicht verteidigte und wie eine Oppositionspolitikern sprach. Sie deutete an, zu bereuen, Alberto Fernández zum Präsidentschaftskandidaten gemacht zu haben. Ob sie sich von einer Regierung distanzieren wollte, die an Zustimmung verloren hat und voraussichtlich im Dezember 2023 von einer der Opposition abgelöst wird, oder andere Absichten hatte, weiß man nicht. Auf alle Fälle ist es merkwürdig, dass sie sich verhält, wie wenn sie nicht zur Regierung gehörte. Das sollte der Präsident als eine Gelegenheit interpretieren, um sein Amt so auszuüben, wie es die schwierige Lage erfordert - ohne Cristina zu berücksichtigen, die immer störend wirkt.
Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Deutschland, schießt weiter scharf. Vor kurzem hat er die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey angegriffen, weil die Berliner Behörden beim Gedenken an den 77. Jahrestag des Kriegsendes russische und ukrainische Fahnen an den Gedenkstätten verboten haben. Das war notwendig, denn man wollte vermeiden, dass sich die Sieger von damals auf deutschem Boden prügeln. Der Botschafter nannte die polizeiliche Maßnahme eine "Ohrfeige für die Ukraine" und einen "Schlag ins Gesicht des ukrainischen Volkes". Bei der ganzen Diskussion um die Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine sollte man das Sturmgeschütz Melnyk mit einbeziehen. Der "Diplomat" kämpft definitiv an der falschen Front.
Ein wenig war er noch vorhanden, der Glaube an die Reinigungskraft der Demokratie. Immerhin hat vor anderthalb Jahren in den USA Joe Biden den unsäglichen Donald Trump als Präsident abgelöst. Bei den Präsidentschaftswahlen auf den Philippinen hat sich das Volk für die schlechteste aller Optionen entschieden. Nach der blutigen Präsidentschaft von Rodrigo Duterte wählten die Philippiner*innen Ferdinand Marcos zum Staatsoberhaupt. Sein Vater gleichen Namens regierte das Land fast 20 Jahre Land diktatorisch und plünderte es aus. 1986 wurde er verjagt. Sein Junior verklärte die kleptokratische Diktatur im Wahlkampf als "Goldenes Zeitalter". Als Vizepräsidentin bekommen die Philippiner*innen die Duterte-Tochter Sara. Demokratie kann äußerst schmerzhaft sein.
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