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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

Die argentinische Wirtschaft kennzeichnet sich u.a. durch ihre Widersprüche. Obwohl letztes Jahr das Bruttoinlandsprodukt um 10,3 Prozent gewachsen und die Arbeitslosigkeit um 4 Prozentpunkte auf 7 Prozent gefallen ist, suchen viel mehr Menschen die Lokale auf, in denen sie eine unentgeltliche Mahlzeit erhalten. Caritas berichtet, dass sie 2021 insgesamt 688.835 Personen mit einem warmen Teller Essen versorgt oder sonst geholfen hat, fast fünf Mal so viel wie im Vorjahr. Auch andere Wohltätigkeitsorganisationen oder Personen, die hungernden Menschen zu essen geben, von denen es insgesamt über zehntausend gibt, weisen auf eine starke Zunahme der Zahl der Mahlzeiten hin, die sie bieten. Die Regierung steht hier vor einem Dilemma: Auf der einen Seite ist es zu begrüßen, dass hungernde Menschen ernährt werden und auch der Betrag auf der Nahrungsmittelkarte spürbar erhöht wurde. Aber auf der anderen Seite deutet dies auf ein Versagen der Wirtschaftspolitik hin, besonders bei aufstrebender Konjunktur, wie sie 2021 eingetreten ist.


US-Präsident Biden erklärte in Warschau kategorisch, Putin könne nicht an der Macht bleiben. Die Präsidenten, Premierminister und Kanzler anderer Länder dürften ähnlich denken, wie auch viele andere Politiker und Menschen allgemein. Dass ein einziger Mann mit dem Ukraine-Krieg, den er eingeleitet hat und nicht beendet, so viel Unheil anrichtet und auch seinem eigenen Volk ein unnötiges Opfer auferlegt, aber dennoch weiter regiert und allein entscheidet, erscheint unbegreiflich. Abgesehen von der verbrecherischen Zerstörung ukrainischer Städte und den viele Toten, die meisten davon Zivilisten, aber auch Soldaten auf beiden Seiten, und dem Schaden, den er den Russen zufügt, die die reale Einkommensverringerung und allerlei Unannehmlichkeiten spüren, wirkt sich das Vorgehen von Putin auf die ganze Welt aus, die seinetwegen allerlei Störungen und auch eine reale Einkommenseinbuße erlebt. Die Frage ist jetzt nur, wie erreicht werden kann, dass Putin abtritt und einem vernünftigen Mann die Präsidentschaft überlässt.


Allein, wenn Wladimir Putin nicht von allen guten Geistern verlassen ist, dürfte er auch gemerkt haben, dass seine Lage bei Fortsetzung des Krieges unhaltbar wird. Seine Freunde, die Oligarchen, die persönlich und bei ihren Geschäften auch vom Konflikt betroffen sind, dürften ihm dies auch nahegelegt haben. Somit sollte er sich jetzt bereit zeigen, mit Selenskyj zu verhandeln und den Krieg zu beenden. Auch für Selenskyj ist es eine Katastrophe, ein Land mit so vielen Trümmern zu regieren, dessen Wiederaufbau viele Jahre erfordern wird. Das muss ein Ende haben. Es ist klar, dass sich Putin aus der Ukraine zurückziehen muss. Aber ohne politische Gegenleistung ist dies für ihn nicht möglich. Selenskyj müsste ihm die formelle Übertragung der Krim und vielleicht auch anderer Gebiete, in denen weitgehend russisch gesprochen wird, anbieten. Dann wäre Schluss mit diesem Krieg, und auch dem schon vorher bestehenden, der seit 2014 andauert.

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