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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

Spät aber doch: Schließlich hat Außenminister Santiago Cafiero im Rat der Menschenrechte der UNO, dessen Vorsitz er jetzt ausübt, gegen Putin Stellung bezogen, indem er von einer “Invasion” in der Ukraine sprach und einen Dialog forderte, um den Krieg dort zu beenden. Eigentlich war er noch mild, denn es handelte sich um einen brutalen Überfall, bei dem unzählige unschuldige Menschen ermordet und viele Wohnungen zerstört wurden. Die Unterstaatssekretärin im US-Außenamt, Victoria Nuland, hat die Stellungnahme von Cafiero sofort begrüßt. Was jetzt fehlt, ist eine klare Distanzierung zu Putin, den die ganze zivilisierte Welt als gefährlichen Diktator hingestellt hat, der von vielen Politologen mit Hitler verglichen wird, als dieser Polen überfiel. Auch Alberto und Cristina sollten sich klar äußern und ihre bisherige Freundschaft mit Putin bei Seite lassen. Denn sie bekommt ihnen gewiss nicht gut.


Es ist schon verblüffend, wie in Argentinien manche Persönlichkeiten, die man politisch eher auf der Linken einordnen würde, es versuchen, die Verantwortung für den Ukraine-Krieg nicht Putin, sondern dem politischen Westen in die Schuhe zu schieben. Der Journalist Víctor Hugo Morales ist so ein Beispiel. Auf dem Kanal C5N lässt er die Ukraine als faschistischen Staat erscheinen und suggeriert, Putin würde aufgrund der NATO-Osterweiterung quasi einen gerechten Präventivkrieg führen. Morales steht nicht alleine da. Die sozialen Medien sind voll von derlei Kommentierungen von politischen Aktivisten, denen die Rettung ihrer (antiwestlichen) Ideologie offenbar wichtiger ist als das Leid der Menschen in Kiew oder Charkiw. Als ob nun auch gerade ein kriegsführender Autokrat wie Putin für eine bessere Welt stünde. Mögliche „Verbündete“ können die erwähnten lateinamerikanischen Linken vielleicht in der Bundestagsfraktion der rechtsgerichteten AfD finden. Deren Abgeordneter Petr Bystron erklärte im Bundestag, der Preis für NATO-Erweiterung sei nun das Sterben junger Männer. Kuriose Übereinstimmungen. Putin macht's möglich, dass Rechts- und Linksradikale am selben Strang ziehen.


Für die Grünen kommt Putins Krieg zur Unzeit. Stets kämpften sie als pazifistische Opposition für den Weltfrieden und werden nun, endlich in der Regierung, zu jenen, die die geheimen Träume der Stahlhelm-Fraktion erfüllen müssen. Doch das hat Geschichte: Schon im Jugoslawien-Krieg und beim Afghanistan-Einsatz waren es die Grünen, welche die einstigen außenpolitischen Grundsätze der Bundesrepublik über Bord warfen. 100 Milliarden Euro für Aufrüstung auszugeben, ist angesichts eines Angriffskriegs in Europa zwar eine Überlegung wert. Woher sie kommen, wohin sie fließen und ob sie helfen - das weiß keiner. Sicher ist: Unter Merkel hätte es das nicht gegeben. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Waffen wenigstens klimaneutral sind.

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