Argentinien verzeichnet in diesen Tagen einen großen Fortschritt bei der Schaffung einer effektiven Demokratie. Dass dies Cristina und den Kirchneristen nicht passt, ist etwas anderes. Denn sie haben ein autoritäres Regierungskonzept und fühlen sich in einer Demokratie nicht wohl. Einmal hat die Budgetdiskussion im Kongress gezeigt, dass verhandelt werden muss, was voraussetzt, dass die Regierung der Opposition ihren Standpunkt rationell darstellen muss. Der Kongress ist kein Notarbüro mehr, das einfach beglaubigt, was die Regierung entscheidet. Der zweite Fortschritt ist die volle Geltung der ursprünglichen Zusammensetzung des Richterrates, die der Oberste Gerichtshof verfügt hat. Denn das bedeutet, dass die Beherrschung des Rates, durch die Regierung, wie es mit der Reform von 2006 der Fall war, aufhört. Die Entscheidung, die in der Vorwoche getroffen wurde, festigt die Unabhängigkeit der Justiz, was für eine Demokratie wesentlich ist.
Manche historische Vergleiche hinken, andere drängen sich geradezu auf. Warum in aller Welt will Russlands Präsident Wladimir Putin einen Vertrag über Sicherheitsgarantien mit der Nato? Etwas ähnliches gab es schon zwischen Hitler und Stalin. Der Nichtangriffspakt von Deutschland und der Sowjetunion hielt gerade mal zwei Jahre. Wer glaubt, dass die USA heute vertrauenswürdiger sind als es Nazi-Deutschland war, muss vorsichtig sein. In Washington könnte in knapp drei Jahren wieder Donald Trump an der Macht sein, und was der von internationalen Verträgen hält, hat er bei der Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran bereits bewiesen. Aber vielleicht hinkt der Vergleich ja dennoch, und Putin wartet Trumps Wiederwahl ab, marschiert in die Ukraine ein und hat in Washington einen Bewunderer seiner Tatkraft und Entschlossenheit.
Aber vielleicht erlebt man in drei Jahren auch einen ganz anderen Trump. Der Mann gibt sich nachdenklich und legt sich mit seiner Fan-Gemeinde an. In einer Talkshow gab der Ex-Präsident zu, eine Boosterimpfung erhalten zu haben. Es folgten Buh-Rufe aus dem Publikum. Davor hatte er erklärt, dass Impfen Menschenleben gerettet habe. Die Sache ist allerdings heikel. In den USA gibt es rund 40 Millionen Ungeimpfte, die meisten davon Impfgegner und Trumpanhänger. Wenn er die vergrätzt, sieht es mit seiner Wiederwahl nicht gut aus. Mit einem "vernünftigen" Trump können dessen Anhänger wenig anfangen. Sie wollen den polternden Dauerlügner, den sie vier Jahre lang hatten.
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