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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Randglossen

Máximo Kirchner und seine Schwester Florencia sind die einzigen Menschen der ganzen Weltgeschichte, die Kinder von zwei gewählten Präsidenten sind. Mit einem genügt es schon, um ein Trauma zu haben. Max, wie er auf Deutsch heisst, der bis zum Tode seines Vaters, vor 11 Jahren, ein ruhiges Dasein in Río Gallegos führte, wird seit einigen Jahren von seiner Mutter in den Vordergrund geschoben. Er ist Fraktionsleiter der Regierungskoalition in der Deputiertenkammer und kommt für sie auch als Präsidentschaftskandidat für 2023 in Frage, wie wenn Argentinien eine Monarchie wäre. Inzwischen ist ihr Versuch gescheitert, Max an die Spitze der justizialistischen Partei der Provinz Buenos Aires zu stellen. Die peronistischen Bürgermeister wollen die Partei für sich behalten, und die Wahlschlappe vom 12. September hat dem Wunsch von Cristina ein Ende gesetzt. Dennoch macht Max weiter: Am Freitag der Vorwoche hielt er eine Brandrede im Fußballstadion Lanús vor ca. 5000 K-Anhängern. Er sprach sich gegen den IWF aus und wirkt dabei störend auf die Verhandlung von Guzmán. Originell war seine Rede gewiss nicht. Und ein Beitrag zur Überwindung der Krise war sie noch weniger.


Das muss schon recht schlimm sein. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat in einem Interview mit der „Financial Times“ von einem „Dritten Weltkrieg“ der Europäischen Union gegen sein Land gesprochen. Das hat es nicht einmal in Großbritannien gegeben, wo man normalerweise recht schnell Kriegsrhetorik bemüht, wenn etwas nicht so läuft, wie man sich das vorstellt. Morawiecki sollte sich an den Briten orientieren, denn die haben ihr Problem mit der EU gelöst. Sie haben sich verabschiedet. Wenn ein Mitgliedsland die Rechtsstaatsregeln der Union nicht akzeptieren kann, muss es die Konsequenzen ziehen. Diesem Polen weinen nur wenige eine Träne nach.


Brasilien will sich bessern. Zum Klima-Gipfel in Glasgow hat Präsident Bolsonaros Regierung versprochen, die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes bis 2028 zu stoppen. Das ist wirklich ein schöner Zug, denn es war Bolsonaro, der die bisherigen Schutzmaßnahmen quasi aufgehoben und das Amazonas-Gebiet zur rücksichtslosen Plünderung freigegeben hat. Jetzt rätselt man, woher dieser Sinneswandel kommt. Gut Wetter machen kann Bolsonaro kaum noch, neben dem früheren US-Präsidenten Donald Trump gehört er zu den weltweit am meisten verachteten politischen Führern. Vielleicht sollte man Bolsonaros Ankündigung anders interpretieren. Holzfäller, Viehzüchter, Sojapflanzer und Goldsucher haben jetzt noch sechs Jahre Zeit, den Regenwald zu plündern.

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