Ex-Gouverneur Hermes Binner mit 77 Jahren gestorben
Buenos Aires (AT/mc) - Er war der erste sozialistische Gouverneur in Argentinien: Hermes Binner. Am vorigen Freitag erlag der Arzt und Politiker im Alter von 77 Jahren einer Lungenentzündung. Seine letzte Tage verbrachte Binner, der in den letzten Jahren auch an Alzheimer litt, in einer Klinik in Casilda in seiner Heimatprovinz Santa Fe.
Binner hatte Schweizer Wurzeln. Seine Großeltern stammten aus dem Wallis. Er selbst kam in Rafaela, Provinz Santa Fe, zur Welt. Mit 16 zog er nach Rosario, wo er Medizin studierte. Er spezialisierte sich auf den Feldern Anästhesiologie und Arbeitsmedizin. Schon in jungen Jahren engagierte sich Binner in der Sozialistischen Partei, die in Argentinien zwar auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, die aber lange auf Erfolge warten musste.
Zu seinem ersten politischen Posten kam Binner 1989, als der damalige sozialistische Bürgermeister Héctor José Cavallero ihn zum Sekretär für öffentliche Gesundheit der Metropole am Río Paraná machte. Sechs Jahre später wurde Binner selbst Bürgermeister der Millionenstadt. Unter seiner Verantwortung entstand ein System von Zentren der medizinischen Grundversorgung in den Stadtteilen. Auch die Verwaltung insgesamt ließ er dezentralisieren.
Binners politische Ambitionen gingen indes weiter. 2003 musste er sich bei den Gouverneurswahlen in Santa Fe noch dem Peronisten Jorge Obeid geschlagen geben. Zwar war Binner der Kandidat mit den meisten Stimmen. Doch aufgrund des Wahlverfahrens, nach dem am Ende die Stimmen aller Kandidaten einer Partei addiert wurden, musste Binner sich geschlagen geben.
2007 gelang ihm dann aber der historische Schritt, als landesweit erster sozialistischer Bewerber das Gouverneursamt zu erringen. Er beendete in dem agrarisch wie industriell geprägten Gliedstaat damit zugleich eine 24-jährige Ära peronistischer Dominanz, die nach dem Ende der Militärdiktatur begonnen hatte. Auch in seiner neuen Funktion räumte Binner der Gesundheitspolitik Priorität ein. Es entstanden drei moderne Krankenhäuser. Die Sterblichkeitsrate von Säuglingen und Müttern sank auf nie zuvor erreichte Werte in der Provinz.
Nicht in den Griff bekam Binner indes die Sicherheitsprobleme von Santa Fe: Drogenhandel, zunehmende Gewalt in den Städten sowie einen immer wieder von Korruptionsskandalen heimgesuchten Polizeiapparat.
Aufgrund der Provinzverfassung konnte sich Binner 2011 nicht zur Wiederwahl als Gouverneur stellen. Stattdessen drehte er am großen Rad und kandierte als Spitzenkandidat eines Bündnisses aus Sozialisten und Radikaler Bürgerunion für das Amt des Staatspräsidenten. Am Ende stand ein Achtungserfolg. Binner holte mit knapp 17 Prozent das zweitbeste Ergebnis aller Bewerber. Der Abstand auf Wahlsiegerin Cristina Kirchner war mit 35 Prozent aller dings gigantisch.
Immerhin begründete Binner eine Ära sozialistischer Vorherrschaft in Santa Fe. Ihm folgten seine Parteifreunde Antonio Bonfatti und Miguel Lifschitz im Amt des Provinzverwaltungschefs. Erst 2019 gelang es den Peronisten wieder, den Gouverneur zu stellen.
2013 zog Binner als Deputierter in den Kongress ein, wo er die Fraktion des erwähnten Progressiven Bündnisses führte. Seine Ambitionen auf Bundesebene endeten 2015 jäh. Als die Radikalen das Bündnis mit den Sozialisten zugunsten einer Allianz mit Mauricio Macris PRO-Partei auflösten, zog Binner seine erneute Präsidentschaftskandidatur zurück.
Binner war zweimal verheiratet. Aus diesen Verbindungen gingen insgesamt fünf Kinder hervor. Sein letztes Lebensjahr verbrachte er in einem Altersheim. Zu der Alzheimer-Erkrankung kam ein Nierenleiden hinzu. Die Lungenentzündung, die zum Tod führte, sei nicht durch das Coronavirus bedingt, hieß es.
Präsident Alberto Fernández würdigte Binner als „Politiker mit makelloser Ethik“. Er habe sich in jedem Amt, das ihm anvertraut wurde, als würdig erwiesen.
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