Theodor Lessing vor 150 Jahren geboren
Hannover (dpa) - Er gründete bereits 1908 einen Anti-Lärm-Verein, warnte 1930 vor Umweltzerstörung und fürchtete den Klimawandel. Der Kriegsgegner Theodor Lessing sah das Unheil des Nationalsozialismus voraus und wurde eines der ersten Opfer der NS-Diktatur. Ende August 1933 ermordeten sudetendeutsche Nationalsozialisten den Philosophieprofessor aus Hannover im tschechischen Exil. Bereits 1925 hatten völkische Studenten eine antisemitische Hetzkampagne inklusive Mordaufrufe gegen den jüdischen Publizisten gestartet, in dessen Folge er gezwungen wurde, seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule aufzugeben.
Heute steht Theodor Lessing neben den Namen anderer in der NS-Zeit verfolgter Hochschulangehöriger auf einer Gedenkwand im Lichthof der Leibniz Universität Hannover. Am ehemaligen Wohnhaus gibt es erst seit wenigen Jahren eine Gedenktafel und zwei Stolpersteine, die an den Intellektuellen und seine Frau Ada erinnern, die 1919 gemeinsam eine Volkshochschule gründeten. Lessing zählt zu den prägenden politischen Publizisten der Weimarer Republik, ist aber heute fast vergessen.
Anlässlich des 150. Geburtstag am 8. Februar 2022 hat der Bremer Donat Verlag das Buch „Einmal und nie wieder - Lebenserinnerungen“ neu aufgelegt. Im Göttinger Wallstein Verlag sind unter dem Titel „Kultur und Nerven. Kleine Schriften 1908-1909“, zwei Lessing-Bände erschienen, herausgegeben von Marwedel.
Lessing war ein unabhängiger Denker. Er eckte an, war polemisch, schuf sich Feinde, darunter den berühmten Schriftsteller Thomas Mann. 1924 begleitete er als Reporter den Prozess gegen den Serienmörder Fritz Haarmann, den er nicht als Bestie, sondern als Produkt der nach dem Ersten Weltkrieg verrohten Gesellschaft beschreibt. Nach Kritik an Polizei und Justiz wurde Lessing von dem Prozess ausgeschlossen. Seine Analyse veröffentlichte er in dem Buch „Haarmann - Die Geschichte eines Werwolfs“, das später als Inspiration für Filme über den Serienmörder aus Hannover diente.
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