LGBTQ-Aktivist*innen demonstrieren für Toleranz und Vielfalt
Von Karoline Richter
Buenos Aires (AT) - „Sie sind es uns schuldig“ („La Deuda es con Nosotres“): Unter diesem Motto forderten am vergangenen Samstag tausende homosexuelle, queere und trans* Menschen auf der 31. Pride Parade, der sog. „Marcha del Orgullo“, in Buenos Aires umfassendere Rechte und demonstrierten für mehr Toleranz und Vielfalt. In den Regenbogenfarben gekleidete und bunt geschminkte LGBTQ+-Aktivist*innen und Unterstützer*innen versammelten sich vormittags zunächst auf der Plaza de Mayo und zogen dann gegen 17 Uhr quer durch die Innenstadt weiter zum Nationalkongress.
Im Rahmen vielfältiger Performances, Musik-Acts und Tanzeinlagen plädierten die Aktivist*innen u.a. für ein umfassendes trans* Gesetz, das die volle und gleichberechtigte Ausübung der Rechte und Freiheiten von trans* Menschen gewährleisten soll, sowie für ein neues, nationales Antidiskriminierungsgesetz. Auf einigen Bannern war die Forderung nach einem Ende der Transvestizide zu lesen, der Gewalt gegen trans* Menschen, sowie „Gerechtigkeit für Tehuel de la Torre“, den jungen trans* Mann aus Buenos Aires, der seit März 2021 als vermisst gilt. „Ja zur inklusiven Sprache“ stand auf anderen Plakaten oder: „Es lebe der Stolz“, „Wir wollen frei sein“ und „Schluss mit der Diskriminierung“. Trans* gilt als Oberbegriff für Menschen, die sich nicht - oder nicht nur - mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Die Pride Parade in Buenos Aires ist eine der größten Lateinamerikas. In den letzten Jahren hat die argentinische LGBTQ+-Bewegung (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Queere und Menschen mit trans-, und intersexuellen sowie nicht binären Geschlechtsidentitäten) einige Rechte zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erstritten: So wurde etwa 2021 ein Gesetz zur Quote für trans* Personen im öffentlichen Dienst verabschiedet, das ihnen den Zugang zum formellen Arbeitsmarkt erleichtern soll, sowie der nicht-binäre Personalausweis - als erstes Land Lateinamerikas - eingeführt. Personalausweise und Pässe enthalten seitdem statt der traditionellen Zuordnung männlich (M) oder weiblich (W) auch ein „X“.
Ihren Ursprung hat die Pride Parade vor 53 Jahren in New York City: Homosexuelle und trans* Menschen setzten sich damals gegen willkürliche Verhaftungen der New Yorker Polizei zur Wehr. Anlass war eine Razzia in der New Yorker Szene-Bar Stonewall Inn („Stonewall-Aufstand“). Ein Jahr später, im Jahr 1970, fand die erste Pride Parade in New York City statt. In Argentinien versammelten sich die ersten LGBT-Aktivist*innen 1992 auf der Plaza de Mayo, angeführt von dem argentinischen Menschenrechtler Carlos Jáuregui. Dieser hatte 1991 die Organisation „Gays por los Derechos Civiles“ gegründet, um u.a. auf die Verfolgungen von Homosexuellen aufmerksam zu machen.
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