Von Pastorin Karin Krug
Ich habe das Gefühl, dass uns der Karfreitag näher liegt als Ostern. Das millionenfache Leiden in der ganzen Welt bringt uns dem leidenden Christus näher. Immer wieder haben Menschen sich dem gekreuzigten Christus nahe gefühlt, als ihr Bruder und Trost im Leiden. Das ist an sich schon eine frohe Nachricht: Gott sieht nicht unbewegt und unberührt zu, wenn seine Menschenkinder leiden, sondern er leidet mit ihnen. Paul Gerhardt hat das in seinem Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ so ausgedrückt: „Wenn mir am allerbängsten / wird um das Herze sein, / so reiß mich aus den Ängsten / kraft deiner Angst und Pein.“
Aber nicht einmal diesen Trost hatten die Frauen, die sich frühmorgens auf den Weg machen, um dem toten Herrn Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Die beiden Marias und Salome gehen ans Grab, so wie wir zum Friedhof gehen. Als Teil der Trauerarbeit. Und ihre Sorge ist: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Es ist genau dieser Stein, der unser Osterfest mit dem Weg der Frauen verbindet. Der Stein liegt nicht nur vor des Grabes Tür. Ostern 2021 ist voll von Situationen, die wie Steine den Weg versperren, von Sorgengeschichten, die das Licht der Hoffnung verdunkeln. Menschen gehen durchs Dunkel; ungewiss ist der nächste Schritt. So gehen wir also mit den Frauen diesen Weg und fragen uns: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“.
Aber merkwürdig - ganz früh aufgebrochen, kommen sie doch zu spät. Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war, denn er war sehr groß.
Ostern ist der Aufstand des Lebens gegen den Tod. Gott sagt NEIN zum Tod und JA zum Leben.
Das griechische Worte für „auferstehen“ hat zweierlei Bedeutung: zum einen aufwachen, aufstehen, das bezieht sich auf Menschen, die schlafen oder auf dem Boden liegen. Zum anderen wurde dieser Begriff aber auch verwendet, wenn ein Volk sich empörte, sich in einem Aufstand erhob gegen die Unterdrücker.
Wenn wir von der Auferstehung Jesu Christi sprechen, können wir beide Bedeutungen im Auge behalten: Christus erwacht, steht auf vom Tod und er erhebt sich in einem Aufstand gegen Sünde und Tod und gegen alle Situationen, die sie hervorrufen.
Zunächst ist aber bei den Frauen keine Erleichterung zu spüren, Osterfreude kommt nicht sofort auf. Das leere Grab ist an sich kein Beweis. Es rief von sich aus noch keinen Glauben an Jesu Auferstehung hervor, sondern zunächst Furcht, Ratlosigkeit, Trauer und Unverständnis. Es könnte ja auch sein, dass sein Leib gestohlen wurde. Ostern geschieht nicht an irgendeinem Ort, den man besuchen kann. Ostern wird es erst, als sich bei den Frauen die Gewissheit einstellt: Er lebt! Das geschieht, als sie ihm dann später begegnen.
Ostern ist der Aufstand des Lebens gegen den Tod. Auch an diesem Osterfest geht ein Protest Gottes durch die Welt. Gegen die Gewalt und gegen den tausendfachen Tod. Gott sagt NEIN zum Tod und JA zum Leben.
Die drei Frauen bekommen einen Auftrag: „Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat“. Ein neuer Weg ist angesagt, nicht mehr hin zum Grab, sondern weg davon.
Auch für uns ist ein neuer Weg angesagt. Nicht mehr hin zum Tod, sondern hin zum Leben. Tagore hat den schönen Satz geprägt: „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist“. So sind Christen zusammen mit allen Menschen, die glauben, Protestleute gegen den Tod in all seinen Formen: Sie bieten der Pandemie, der Depression, der Feindseligkeit, der Feigheit, der Inhumanität, der Selbstsucht die Stirn. Sie widerstehen allem, was klein, hässlich und verzagt macht. Das ist ihre Aufgabe.
Wenn der Tod Jesus nicht behalten konnte, gibt es keinen Bereich in unserem Leben, in dem er nicht sagen kann: „Hier bin ich“. Und das heißt auch: WIR dürfen auferstehen aus unserer Furcht. Mit sehenden Augen und offenen Armen. Jeden Tag und jede Nacht. Mit Leib und Seele. Das Lied des Lebens auf den Lippen und die Gewissheit im Herzen: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“
Vor dem Tor
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)
Zum Nachdenken
Immer wieder wird der Mensch geboren,
spricht zu frommen, spricht zu tauben Ohren,
kommt uns nah und geht uns neu verloren.
Immer wieder muss er einsam ragen,
Aller Brüder Not und Sehnsucht tragen,
Immer wird er neu ans Kreuz geschlagen.
Immer wieder will sich Gott verkünden,
will das Himmlische ins Tal der Sünden,
will ins Fleisch der Geist, der ewige, münden.
Immer wieder, auch in diesen Tagen,
Ist der Heiland unterwegs, zu segnen,
Unsern Ängsten, Träumen, Fragen, Klagen,
Mit dem stillen Blicke zu begegnen,
Den wir doch nicht zu erwidern wagen,
Weil nur Kinderaugen ihn ertragen.
Hermann Hesse
Der Osterhase
Der Osterhase ist für die Kinder der ‘absolute Star’ und sie erwarten ihn genau so freudig wie den Weihnachtsmann oder Nikolaus. Bis heute jedoch ist nicht geklärt, woher der Brauch des Osterhasen ursprünglich stammt und wie es zum Mythos vom Osterhasen kam, der Eier bemalt und versteckt. Der Hase ist wie das Ei bereits seit vorchristlicher Zeit ein Symbol für die Fruchtbarkeit und die Entstehung neuen Lebens. Eine erste schriftliche Erwähnung fand der Osterhasen-Brauch gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Heidelberg/Deutschland. In ihrer heutigen Gestalt entwickelte sich die österliche Symbolfigur jedoch erst im 19. Jahrhundert, als die Schokoladen- und Spielzeugindustrie Meister Lampe für sich entdeckte und ihn in Bilderbüchern abdruckte, die extra zum Osterfest erschienen.
Das Osterei
Der Brauch zu Ostern Eier zu sammeln und zu verschenken, hat verschiedene Ursprünge. Bereits seit vorchristlicher Zeit symbolisiert das Ei die Entstehung des neuen Lebens. Im frühen Christentum wurde es den Toten als Sinnbild der die Auferstehung Christi mit ins Grab gelegt. Während der Karwoche durften Christen ursprünglich keine Eier essen. Stattdessen sammelten und bemalten sie, um sie dann am Ostersonntag zu weihen und zu verspeisen. Die traditionelle Farbe für die Eier war ab dem 13. Jahrhundert Rot, da sie symbolisch für das Blut Christi, aber auch für das Leben und die Freude steht. Heute gilt diese Symbolik nicht mehr und man färbt die Eier kunterbunt in allen Farben.
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