Von Marion Kaufmann
Ja, so dachten wir. Wir alle, nicht nur ich, malten uns aus, was wir während des von der Regierung verordneten Hausarrestes tun würden. Zufrieden, und sogar erleichtert, zu wissen dass ich in den „paar Wochen“ endlich mal Zeit haben würde, nicht nur weil ich zu Hause blieb sondern weil ja auch niemand kommen würde, machte ich eine Liste. Ich bin keinesfalls eine fanatische Minimalistin wie die berühmte japanische Wegwerf-Expertin Marie Kondo (alle, die mich kennen, werden es gerne bestätigen), aber Listen finde ich wirklich praktisch. Hat man sie erst per Bleistift, Rotstift, Computer oder Handy auf weißem Hintergrund projiziert, dann verpflichten uns die schwarzen Buchstaben zu handeln. Ich hatte die Absicht, seit langem bestimmte Bücher zu lesen, mal wieder zu backen (die Rezepte waren schon bereit), Schränke auszumisten (auch eine Schachtel für das Rote Kreuz stand bereit). Ach, sogar Strickjäckchen standen auf der Liste, doch die Mütter meiner Urenkel warten immer noch ...
Nur wenig, ganz wenig, konnte ich von der Liste streichen. Die Aufträge, die auf der Computerliste standen, hätte ich natürlich löschen können, aber sie mit einem dicken Strich verunstaltet zu sehen, gab mir eine gewisse Zufriedenheit und animierten mich, weiterzumachen. Schließlich geht die Quarantäne ja weiter, weshalb die Liste nicht kürzer wird, sondern auch weitergeht.
Etwas, was erledigt werden musste, aber nicht auf der Liste stand, war natürlich die Hausarbeit, denn auch meine Hilfe war von der Quarantäne betroffen. Da las ich vor ein paar Tagen, dass Guillermo Saccomanno, ein in Villa Gesell lebender Schriftsteller, die Quarantäne genutzt hat, um in vierzig Tagen einen Roman zu schreiben. Das finde ich toll. Wie hat er das wohl gemacht? Bestimmt brauchte er nicht zu kochen, zu fegen, abzuwaschen, aufzuräumen, Fußböden sauber zu halten, den Garten zu bewässern, eventuelle Haustiere zu versorgen, und... und...
Na ja, manchmal haben es die Männer leichter.
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