Der Welt-AIDS-Tag in Buenos Aires
Buenos Aires (AT) - Im Schatten der Corona-Pandemie wurde am 1. Dezember auch in Argentinien der Welt-AIDS-Tag begangen. In der Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich Aktivist*innen an mehreren Punkten, um mit verschiedenen Interventionen auf den Themenkomplex HIV/AIDS aufmerksam zu machen. Erstmals 1988 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen, erinnert der Welt-AIDS-Tag jedes Jahr am 1. Dezember an das Thema HIV/AIDS und ruft weltweit zur Solidarität mit betroffenen Menschen auf.
Bereits am Abend zuvor erstrahlte das Kongressgebäude in Buenos Aires in Rot. Aktivist*innen des „Ciclo Positivo“ und anderer Gruppen umhüllten das argentinische Staatswappen am Eingangstor mit einer roten Schleife, dem internationalen Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten. Zudem projizierten sie Daten und Forderungen auf die Fassade. Der offiziellen Statistik zufolge leben derzeit in Argentinien rund 139.000 Personen mit HIV, jeden Tag sterben sechs Menschen an mit AIDS verbundenen Erkrankungen.
Am Dienstag unterzeichneten dann Vertreter*innen von Aktivistengruppen und der Autonomen Stadt Buenos Aires im Rahmen einer Intervention in der Subte-Station „Santa Fe/Carlos Jáuregui“ eine Vereinbarung zum verstärkten Einsatz gegen die Diskriminierung HIV-positiver Menschen. In diesem Zuge wurden die Treppenstufen der Station und mehrere Stationen der „Ecobici“-Leihfahrräder unter anderem mit dem Slogan „I=I: indetectable es intransmisible“ beklebt. (dt. etwa: nicht nachweisbar = nicht übertragbar.) „Nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ bedeutet, dass eine HIV-positive Person das Virus bei sexuellen Kontakten nicht mehr übertragen kann, sobald die Viruslast im Blut durch die regelmäßige Einnahme entsprechender Medikamente unter die Nachweisgrenze gesenkt wurde. Der Grundsatz ist mittlerweile wissenschaftlich unumstritten; seine Verbreitung wird von vielen Aktivist*innen als wichtiger Schritt zum Abbau von Diskriminierungen gesehen.
Besondere Aktualität bekam der Welt-AIDS-Tag in diesem Jahr durch ein Gesetzesvorhaben aus der Zivilgesellschaft: Über Monate hatten mehr als 60 Interessengruppen gemeinsam einen Gesetzestext zur Aktualisierung der derzeitigen Gesetzeslage bezüglich HIV/AIDS erarbeitet. Die derzeit gültigen Gesetze seien aus der Situation der 90er-Jahre entstanden, so Ariel Correa, Koordinator des Jugendnetzwerks „RAJAP“ („Red Argentina de Jovenes y Adolescentes Positivos“) und beteiligt am neuen Gesetzesentwurf. Mittlerweile habe sich jedoch viel geändert. Der neue Gesetzesentwurf konzentriere sich deshalb mehr auf die konkreten Bedürfnisse der Betroffenen, insbesondere im Hinblick auf Geschlechtsidentität, Diskriminierungserfahrungen und die zeitgemäßen Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten. Nachdem vorherige Entwürfe bereits dreimal gescheitert waren, liegt der neue Entwurf derzeit in der Deputiertenkammer zur Beratung vor. „Nur die Tabletten zu bekommen reicht nicht“, sagte Correa weiter. „HIV geht über die Pillen hinaus.“
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