Wut gegen Helfer / Verantwortung weiter bei Ländern und Kommunen
Berlin (dpa/cld) - Die schwierigen Lebensumstände in den von der Unwetterkatastrophe betroffenen Gebieten im Westen Deutschlands schlägt zunehmend in Wut gegen Helfer und Polizisten um. In einem internen Bericht der Direktion Bereitschaftspolizei der Bundespolizei, aus dem die „Bild“-Zeitung am Donnerstag zitierte, heißt es, die Versorgung der Bevölkerung werde von den Einsatzkräften in Rheinland-Pfalz als „problematisch bewertet“. Viele Betroffene seien stark traumatisiert, die Akzeptanz gegenüber den Einsatzkräften „sinkt stetig“.
Das habe nicht nur damit zu tun, dass die Versorgung mit Trinkwasser und Strom in den Katastrophengebieten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz teilweise noch nicht vollständig wieder gewährleistet sei, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für die Bundespolizei, Andreas Roßkopf. Den Polizisten schlage auch Wut entgegen, wenn sie Menschen, die ihr Hab und Gut retten wollten, am Betreten ihrer einsturzgefährdeten Häuser hindern müssten.
Manche Bewohner zerstörter Ortschaften merkten wohl erst jetzt, was sie alles verloren haben. „Ich habe Verständnis für die Betroffenen, die in einer sehr schwierigen Situation sind; auch einige Kollegen von uns haben durch das Unwetter alles verloren“, sagte Roßkopf. Kein Verständnis habe er jedoch, wenn jemand deshalb Einsatzkräfte „beschimpft oder handgreiflich wird“.
In der Politik wurde derweil über eine stärkere Zusammenarbeit hinsichtlich der Flutkatastrophe zwischen Bund, Ländern und Kommunen diskutiert. Nach Ansicht von Bundesinnenminister Horst Seehofer sollte der Bund auf jeden Fall nicht die Verantwortung für den Katastrophenschutz an sich ziehen. Die im Katastrophenfall notwendigen Entscheidungen müssten weiter vor Ort getroffen werden, ein Eingreifen in die Kompetenzen von Ländern und Kommunen wäre hier der falsche Weg, sagte der Politiker am Montag im Bundestag bei einer Sondersitzung des Innenausschusses.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) solle lediglich als „Kompetenzzentrum von Bund und Ländern“ eine stärkere koordinierende Rolle übernehmen, betonte Seehofer. Darauf hätten sich die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern auch bereits vor den Überflutungen im Westen Deutschlands geeinigt.
Noch ungeklärt ist, weshalb die betroffenen Länder und Kommunen vor der Katastrophe nicht ausreichend gewarnt hatten. Nach Starkregen waren am 14. Juli zahlreiche Ortschaften im Westen Deutschlands überschwemmt worden. Mindestens 181 Menschen starben.
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