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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Mord in Buenos Aires

„Denn was nicht ewig ist“ - Der etwas andere Opernkrimi

Von Karoline Richter

Buenos Aires (AT) - Ein regnerischer Abend in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, eine Opernaufführung im berühmten Teatro Colón, der flüchtige Blick mit dem Opernglas, eine Mordszene am hellerleuchteten Fenster in der Wohnung gegenüber. Der Opernkrimi „Denn was nicht ewig ist“ von Bijan Nowrousian beginnt mit der zu erwartenden, spektakulären Ouvertüre, lässt den Leser dann aber schnell zweifeln: Ist der Mord auch wirklich passiert? Wo ist die Leiche? Wo ist das Motiv? Manfredo heißt der einzige Zeuge und ist ein kurzsichtiges, korpulentes, neurotisches Nilpferd.

Schauplatz des Kriminalromans ist eine nur von Tieren bevölkerte Welt. Die Tiere sind gekleidet wie Menschen, sie reden wie Menschen - und spiegeln auf originelle Weise den Charakter der handelnden Personen wieder. Der deutsche Autor, selbst Professor für Strafrecht an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Münster, macht den ermittelnden Kriminalkommissar kurzerhand zum grantigen Gnu, die Verdächtigen zu hektischen Hühnern. Die beiden Helden des Romans, der schüchterne Student Manfredo und sein Professor für Strafrecht, Tomás Unamuno, eine zierliche Schildkröte um die 60, führen den Leser bei ihrer Suche nach dem Mörder durch die Millionenstadt Buenos Aires bis hinaus in die Vororte, in die Weite des argentinischen Graslandes. Lust auf eine Landpartie oder Flugreise, je nach Wohnort, machen die Zeilen zur spätsommerlichen Pampa: „Das Land war frei und offen bis zum Horizont (…). Es roch nach späten Blüten und nach Gras und nach Erde, nach der Fruchtbarkeit eines Segen spendenden Bodens.“

Dass der Autor der Hafenstadt Buenos Aires, ihrer Geschichte und architektonischen Schönheit, sowie den Porteños, ihren Bewohnern und Bewohnerinnen, ein Denkmal setzen will, spüren die Leser auf jeder Seite.

Einmal lässt Nowrousian seinen Helden, die Schildkröte Unamuno, auf einer Verfolgungsjagd durch Buenos Aires seufzen: „Ach, du Schönheit, du Fratze, du Bettler, du Geldsack, du Alte, du Neue, du Hure, du Nonne, (…), du Scheusal, du Monster, (…), du Sänger, du Tänzer, du Prophet: Buenos Aires, du mein über alles geliebter Albtraum…“

So bildreich die Sprache, so bedauerlich, dass der Autor der Wirkung seiner Worte misstraut und immer wieder mehrere Ausrufezeichen oder Fragezeichen zur Betonung setzt. Dabei gelingt es ihm, den Leser bis zum Schluss in Atem zu halten, mit einem überraschenden, dramatischen letzten Akt.

Wer nicht schon längst im Teatro Colón war, wird spätestens jetzt, nachdem er diesen Krimi gelesen hat, Eintrittskarten für die nächste Oper kaufen. „In der Summe: eine jener großen Opern des bürgerlichen Zeitalters, dieser Selbstinszenierung einer stolzen Welt, dieser Synthesen aller Künste (…), zusammengeführt in einem Palast - nicht kleiner, nicht schlichter, nicht weniger als wie für Monarchen. Und damit zugleich: die Synthese einer ganzen Epoche, einer ganzen Epoche auf ihrem Zenit - noch vor ihrem plötzlichen Absturz in Selbstzerstörung und Selbsthass…“


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