Rio verschiebt wegen Corona weltberühmten Karneval
Rio de Janeiro (dpa) - Die brasilianische Metropole Rio de Janeiro verschiebt wegen der Corona-Pandemie den weltberühmten Karneval. Ein neuer Termin hängt laut dem Verband der Sambaschulen (LIESA) davon ab, wann es eine Impfkampagne geben wird, wie das Nachrichtenportal "G1" vor wenigen Tagen berichtete.
Eigentlich sollte der Karneval in Rio im Februar stattfinden. "Angesichts all dieser Unsicherheit, dieser Instabilität (...) sind wir zu dem Schluss gekommen, dass diese Veranstaltung verschoben werden muss", sagte Verbandspräsident Jorge Castanheira nach einem Treffen der LIESA. Die Entscheidung sei einstimmig gefallen.
Die Schulen hätten weder die Zeit noch die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen, um den Karneval im Februar auf die Beine zu stellen, und wollten nun nach Alternativen suchen. Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien die meisten Infektionen mit dem Coronavirus (über 4,5 Millionen). Mehr als 139.000 Menschen sind in Brasilien im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Gewöhnlich ist es so, dass sich die Sambaschulen - kaum, dass ein Karneval zu Ende ist - schon wieder mit dem nächsten Thema, den Umzugswagen und den Kostümen beschäftigen, die sie zu den Umzügen ins Sambodrom mitbringen wollen. Jetzt würde in Rio eigentlich die heiße Phase der Vorbereitung beginnen.
Doch Corona hat Rio de Janeiro mitten ins Herz getroffen: Das Virus hat der Stadt das Leben in den Straßen genommen, die Treffen an den Straßenecken und auf den Bürgersteigen, auf Plätzen und in Bars, die fast immer von Musik begleitet waren. Die Sambagruppen sind weitgehend verstummt.
Nach Daten der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro registrierte die Stadt Rio vor wenigen Tagen offiziell knapp 100.000 Infizierte, mehr als 10.000 Patienten sind bislang gestorben. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Stadtverwaltung bereits die Silvesterparty an der Copacabana abgesagt.
Bei der Verschiebung des Karnevals waren sich die Präsidenten der Sambaschulen, die sonst um finanzielle Mittel und Punkte der Jury im Wettstreit liegen, einig. Auch wenn in den Schulen die Freude der Besorgnis gewichen ist. Die Übungsstätten sind geschlossen, die "Cidade do Samba" gleicht einer Geisterstadt. Einnahmen bleiben aus, wer vom Karneval lebt, gerät in Schwierigkeiten.
Mehr als zwei Millionen Touristen kamen im vergangenen Februar nach Rio. Nach einem Bericht des Portals "Carnavalesco" bringt der Karneval der Stadt Einnahmen von vier Milliarden Reais, umgerechnet rund 620 Millionen Euro, ein. Ein wenig Hoffnung haben die Sambaschulen noch. Bis in den Mai, sagt Luis Carlos Magalhães, Präsident der Sambaschule Portela, wäre es möglich zu verschieben. "Danach beginnt schon wieder die Vorbereitung auf den Karneval 2022."
Comments