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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Man hatte gedacht, so etwas gäbe es nicht mehr

Von Marion Kaufmann

Die 20- bis 30-jährigen Männer, die zu sechst ein Mädchen angegriffen und vergewaltigt haben, wurden nach der Tat schnell gefunden und die „wissenschaftliche Polizei“ gab bekannt, dass die Kleidung und Unterwäsche, welche die Täter an jenem Abend trugen, nach der Analyse zahlreiche Blutflecken und Samenflüssigkeit aufwiesen. Kein Wort bisher über diese Kerle, über ihr Leben, ihre Vergangenheit, über eventuelle Vorstrafen, über ihre Familien. Findet nichts dergleichen statt, kommt das erst später oder wird es verschwiegen?

Da dieser grausame Überfall in Palermo geschah, kann man sich vorstellen, dass die Täter nicht aus einer „Villa“ kamen, sondern eher aus einem eleganten Hochhaus. Der Überfall schien ja organisiert und geprobt gewesen zu sein: Vier Männer im Auto, mit dem Mädchen; zwei warten draußen „bis sie drankommen“ und passen dabei auf, dass die vier im Auto nicht gestört werden.

In den letzten Jahren hat sich einiges in der Beziehung Eltern-Kinder verändert. Ärzte und Psychologen berichten, dass sie sich in vielen Fällen entfremdet haben. Zum Beispiel: an gemeinsamen Ferienreisen ist die Jugend kaum noch interessiert; ein harmonisches Abendessen, alle zusammen, ist passé, und neulich sagte jemand, Unterhaltungen beschränkten sich auf drei Fragen: „Wie war’s heute?“ „Gut.“ „Alles in Ordnung?“ „Ja.“ „Hausaufgaben?“ „Nein.“ Viele Eltern, am Abend oft ermüdet, oft mit Existenzproblemen, haben weder Lust noch Zeit für lange Gespräche; die Söhne und Töchter fummeln ohnehin an ihren Handys und sind gar nicht richtig „da“. Wissen Papa und Mama, wo sich Junior oder seine Schwester in der Freizeit aufhalten, mit wem er oder sie die Nächte verbringt oder zelten geht? „Meine Tochter ist schon selbstständig“, freut sich Mama: Führerschein (und womöglich ein eigenes Auto), Bankkonto, Kreditkarte, ja, Mutti ist stolz auf sie.

Wie ist es zu dieser Entfremdung gekommen? Liegt es an der Pandemie? An der langen Quarantäne? An der Inflation? An dem ungewohnten Homeoffice, bzw. dem virtuellen Unterricht? An den Tausenden Gefangenen, die man 2020 entlassen hatte? An der Armut? An dem, was uns die amerikanische Filmindustrie bietet?

Man sollte die Ursachen dieser Probleme gründlich und fachmännisch untersuchen.

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