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  • Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Märchenhafte Landschaftsbilder

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz

Von Daniela David

Ein Stück England in Deutschland: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz gilt als Ursprung des englischen Landschaftsgartens auf dem europäischen Festland. Goethe war von diesem grünen Reich begeistert.

Schloss Mosigkau
Pracht an den Wänden: Diese wertvollen Gemälde hängen im Galeriesaal im Schloss Mosigkau. (Foto: dpa-tmn)

Oranienbaum-Wörlitz - Machen Sie es wie Goethe! Mieten Sie eine Gondel und lassen Sie sich auf den Wasserkanälen durch dieses landschaftsgärtnerische Zauberland rudern. Schon zu Goethes Zeiten galt die Wörlitzer Gartenanlage als Sensation. Begeistert schrieb der Meisterdichter: „Hier ist‘s jetzt unendlich schön.“

Der Garten als Landschaftsgemälde

Boot
Transportmittel für die Besucher: Der Wörlitzer Park lässt sich bequem per Boot erkunden. (Foto: dpa-tmn)

Im Boot hat man das Gefühl, durch ein Landschaftsgemälde zu gleiten. Da sind die modellierten Wiesenflächen mit den alten Bäumen, typisch für den englischen Stil. Dann taucht das stattliche Schloss auf, der erste klassizistische Bau in deutschen Landen. Es geht zur Insel Stein mit einem künstlichen Vulkan. An Festtagen brodelt und spuckt dieser felsenartige Bau aus dem 18. Jahrhundert noch heute.

Immer wieder schiebt sich die Gondel unter Brücken hindurch. Jede sieht anders aus, die verschiedenen Modelle bilden die Entwicklungsgeschichte des Brückenbaus ab. Besonders eindrücklich ist die Kettenbrücke mit den Felsgrotten daneben.

„Das ist meine Lieblingsecke, weil es da wirklich dunkle Gänge gibt“, sagt Gondelfahrer Patrick Krüger. Als Kind hat er im Landschaftspark von Wörlitz gespielt. Das Herzstück im Gartenreich Dessau-Wörlitz zählt zur Spitzenklasse der Landschaftsgärten in Europa.

Fürst Franz als Gartenvisionär

Landschaftsgarten
Kettenbrücke mit Felsgrotten im Wörlitzer Park - nur eine von vielen Brücken in diesem Landschaftsgarten. (Foto: dpa-tmn)

Fürst Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) hatte in der Gartenkunst eine Revolution angezettelt. Auf seinen Englandreisen lernte er den englischen Gartenstil kennen: Gärten ohne formale Beete, ohne Symmetrie, angelegt wie eine natürliche Ideallandschaft.

So weihte der Fürst 1773 seine progressive Parklandschaft in Wörlitz ein. Ohne Zaun, bis heute. Wo gibt‘s denn so was? Die Bevölkerung war von Anfang an im Park und selbst auch im Schloss willkommen.

„Er war schon ein toller Mann“, sagt Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, über den Visionär und Gartenkünstler auf dem Thron. „Mit ihm hätte ich gerne einmal zu Abend gegessen.“

Das renovierte Wörlitzer Schloss

Schloss Wörlitz
Das Schloss Wörlitz wurde zwei Jahrezehnte lang restauriert - und erstrahlt heute in klassizistischer Pracht. (Foto: dpa-tmn)

Zwei Jahrzehnte dauerte die Restaurierung des Wörlitzer Schlosses. Der Paradebau des Klassizismus empfängt den Besucher nun in prächtigen Räumen mit historischem Mobiliar und 130 Jahre alten Seidentapeten. „Als nächstes werden wir das Haus der Fürstin von 1789 zum Ausstellungszentrum umbauen“, berichtet Mang. „Und ein Welterbezentrum realisieren.“ Im Jahr 2000 hatte die Unesco das Gartenreich mit dem Welterbetitel ausgezeichnet.

Das Luisium der Fürstin

Reinste Daseinsfreude ist im Luisium zu spüren. Der idyllische Rückzugsort von Fürstin Luise von Anhalt-Dessau bezaubert durch seine weitgehend originale Ausstattung. Fürst Franz hatte seiner Frau dieses Minischlösschen zum 30. Geburtstag geschenkt. Während sich der Gemahl mit der Tochter des Gärtners in seinem Wörlitzer Park vergnügte, zog es die hochgebildete Luise vor, ihren kulturellen Interessen nachzugehen.

„Luise war lesebegeistert“, sagt Grita Quilitzsch. „Bis zu 20 Bücher las sie gleichzeitig.“ Die Kastellanin des Schlosses Luisium hat als Kind selbst im Mezzanin, einem Zwischengeschoss des historischen Gebäudes gewohnt, in der „schönsten Wohnung von Dessau“. Heute führt sie Gäste über das knarrende Eichenholzparkett.

Was für ein Leben in diesen anmutigen Salons in der ersten Etage! Zarte Malereien, farbige Wände und ausgewählte Kunstwerke machen den romantischen Landsitz zu einem femininen Ort.

Man kann sich gut vorstellen, wie Luise vor dem englischen Schiebefenster stand und auf ihren 14 Hektar großen Landschaftsgarten blickte. Sichtachsen teilen den Park, der bewusst wie ein arkadisches Landschaftsgemälde angelegt ist - mit Brunnen, Brücken, Auen und Pferden auf der Weide.

Barockes Schloss Oranienbaum

Schlosses Oranienbaum
Die Orangerie des Schlosses Oranienbaum gehört zu den größten Europas. (Foto: dpa-tmn)

Vier Jahrhunderte Gartenkunst sind im Park von Schloss Oranienbaum nicht weit vom Wörlitzer Park entfernt zu durchwandern. Der barocke Garten aus dem 17. Jahrhundert wurde teilweise von Fürst Franz in einen englisch-chinesischen Garten umgeformt, mit fünfgeschossiger Pagode und chinesischem Teehaus.

Im Inneren des Schlosses bleiben drei Räume in Erinnerung: der Saal mit den kostbaren Ledertapeten, das Spiegelkristallzimmer und der Fliesenkeller mit den Fayencen, also kunstvoller Keramik. Im Gedächtnis bleibt auch die gigantische Orangerie nebenan. Mit rund 175 Metern Länge zählt sie zu den größten Orangerien in Europa.

„Die aufwendige Zucht von Zitruspflanzen hat in Oranienbaum eine lange Tradition“, sagt Schlossgärtner Sebastian Doil. „Und wir führen sie fort.“ Der Meister der Orangen kümmert sich um Pomeranzen, Granatäpfel und Palmen, die im Sommer den Schlosspark zieren.

Rokoko-Schloss Mosigkau

Auch im Garten des Rokoko-Schlosses Mosigkau ist man dabei, den einstigen Lustgarten wiederherzustellen. Ein Vergnügen ist es auch heute, sich im historischen Irrgarten aus Hainbuchen zu verlieren.

An ein Wunder grenzt es, dass das Schlossinnere gut erhalten ist. Vor allem der Galeriesaal mit den wertvollen Gemälden von Rubens, van Dyck oder Brueghel. „Diese typisch barocke Bilderhängung in vertieften Wandfeldern, in drei Reihen übereinander, ist selten zu sehen“, erklärt Wolfgang Savelsberg, der Leiter der Schlösserabteilung der Kulturstiftung.

Die Verquickung von Garten- und Kulturlandschaft ist das Besondere am Gartenreich Dessau-Wörlitz. Dank aufwendiger Sanierungen hat man 30 Jahre nach der Wiedervereinigung das Arkadien von Fürst Franz wieder zum Blühen gebracht. Der Gartenflaneur freut sich. (dpa/tmn)

Informationen: www.gartenreich.de

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