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Ma la famiglia!

Zweisprachig und mafiös: Die „Tatort“-Jubiläumsfolge(n)

Von Catharina Luisa Deege

Emiliano De Martino, Beniamino Brogi und Antje Traue
Emiliano De Martino (v.l.n.r.), Beniamino Brogi und Antje Traue im ersten Teil von „In der Familie“.

Hannover (AT) - Lange hatte man sich gefragt, was den „Tatort“-Machern und Macherinnen wohl einfallen würde, um das 50-jährige Jubiläum der deutschen Kult-Krimis gebührlich zu feiern. Am 29. November war es dann schließlich soweit: Um 20:15 blitzte auf der Programmanzeige neben dem Namen der Folge ein „Teil 1“ auf. Somit genoss ich die erste Jubiläumsfolge in vollen Zügen - der Spaß würde ja nächste Woche noch weitergehen.

Die Doppelfolge als solches war für den „Tatort“ keine Premiere. Schon Ostern 2012 wurde in der ARD eine Folge zweigeteilt, und das anscheinend ziemlich erfolgreich. Damals ging es um Kinderprostitution und tragische Familienschicksale. Dieses Mal war „Familie“ auch ein nicht ganz unwichtiges Stichwort, heißen die beiden Teile doch „In der Familie“.

Die erste Folge beginnt routinemäßig mit einem Mord. Ein Drogenhändler in München schleppt sich verblutend bis auf das Polizeipräsidium und erliegt dort seiner Verwundung. Dieser erste Mordfall führt die beiden Ermittlerteams aus München und Dortmund zusammen. Denn in letzterer Großstadt führen Luca (Beniamino Brogi) und seine Ehefrau Juliane Modica (Antje Traue) ein Pizza-Restaurant. Wie Peter Faber (Jörg Hartmann) und Nora Dalay (Aylin Tezel) im Vorhinein feststellen, hält sich die Familie nicht mit grandiosen Pizzen und unvergleichlichen Nudelgerichten, sondern mit krummen Geschäften über Wasser. Als dann auch noch der Mörder des Münchener Opfers bei Familie Modica Unterschlupf findet, entscheiden Faber und Dalay gemeinsam mit ihren Kollegen aus der bayrischen Hauptstadt Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) den Fall von hinten aufzurollen um nachhaltig gegen die italienischen Mafia-Organisation ´Ndrangheta vorzugehen.

Die Kommissare aus München und Dortmund geraten in den „Tatort“-Jubiläumsfolgen aneinander. (Foto: BR/WDR/Hagen Keller)
Die Kommissare aus München und Dortmund geraten in den „Tatort“-Jubiläumsfolgen aneinander. (Foto: BR/WDR/Hagen Keller)

In wohl noch keinen „Tatort“-Folgen wurden so oft Untertitel angeschmissen wie in diesen. Die Regie führenden, Dominik Graf (Teil 1) und Pia Strietmann (Teil 2), würzen ihren zweiteiligen Film mit Internationalität. Die Schauplätze beschränken sich zwar auf Dortmund, München und irgendwo in Bayern, und einer Mehrzahl von „Tatort“-Zuschauer*innen wird wohl ein kalter Schauer über den Rücken laufen, wenn sie das nächste Mal jemanden Kalabrisch reden hören. Trotzdem wird anhand der interkulturellen Familienstruktur der Modicas aufgezeigt, was für viele Menschen in Deutschland Realität ist. Tochter Sofia (Emma Preisendanz), die im zweiten Teil von „In der Familie“ noch stärker in den Vordergrund tritt, steht permanent zwischen zwei Welten. Zwischen Italien und Deutschland, Mama und Papa, Protz und Bescheidenheit; man könnte sogar sagen zwischen Wirklichkeit und Traumland. Emma Preisendanz stellt die Euphorie sowie die Verdrossenheit ihrer Figur mit ihren 18 Jahren so verblüffend authentisch dar, dass man mehr Lust auf ihr Schauspiel bekommt.

Hervorzuheben ist neben der Figur der Sofia Modica, die des aufmüpfigen Mafiosi Giuseppe „Pippo“ Mauro (Emiliano De Martino). Zwischen charismatischer Mimik und rotzfrechen Sprüchen tobt sich De Martino in der Rolle des Bösen so aus, dass es nur Spaß machen kann, dabei zuzusehen. Der zweite italienische Darsteller beider „Tatort“-Filmteile, Beniamino Brogi, spielt seinen Part als Vater und Ehemann nicht schlecht - allerdings ist seine Figur ein derartig systematischer Mitläufer, dass er bis auf das Ende des ersten Teils nur durch seine ständig scheuen Rehäuglein auffällt.

Barbara Romaner und Emma Preisendanz
Barbara Romaner (l.) und Emma Preisendanz im zweiten Teil. (Foto: BR/WDR/Hagen Keller)

Die Zusammenarbeit der Münchener und Dortmunder Ermittlerteams, die irgendwie keine richtige Zusammenarbeit ist, unterhält. Batic und Leitmeyr wirken ein wenig wie die Spielverderber, während Nora Dalay mit Herzblut und Verstand an den Fall rangeht, sie jedoch von ihrem Kollegen Peter Faber, seiner Tölpelhaftigkeit und seinem Geltungsbedürfnis irgendwann so genervt ist, dass sie im ersten Teil der Doppelfolge ihre Dienstmarke abgibt. Schade eigentlich, denn mit Aylin Tezel verliert der „Tatort“ ein junges Gesicht. Zumindest kann die Schauspielerin behaupten, ihre letzte „Tatort“-Folge sei eine richtig Besondere gewesen.

Die beiden Teile von „In der Familie“ können in der ARD-Mediathek gesehen werden.

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