Von Marion Kaufmann
In La Paz - Hauptstadt von Bolivien - ist es das Natürlichste von der Welt, die Seilbahn zu nehmen, wenn man in El Alto in die Schule, zur Arbeit oder zum Einkauf ins Zentrum will. Die Bahn, die zwischen La Paz und El Alto zirkuliert, existiert seit 2014. Ursprünglich hatte man die Bahn für die Arbeiter gedacht, die zu Fuß oder mit Auto einen langen, beschwerlichen Weg zum Stadtzentrum zurücklegen mussten. Jede Bahn befördert 17.000 Personen täglich, während siebzehn Stunden. Heute ist die Seilbahn von La Paz die längste, modernste und am höchsten Punkt gelegene Seilbahn der Welt.
Die Seilbahn ist längst keine Publikumsattraktion mehr, man hat erkannt, dass sie schnell gebaut werden kann und dass man mit besserer Luft und weniger Lärm fährt. In Deutschland sieht man sie in Berlin; in München plant man eine Seilbahn im Norden der Stadt, und in Bonn träumt man von ihr, um den Rhein zu überqueren.
Als öffentliches Verkehrsmittel findet man die Seilbahn auch in Bogotá, Lissabon, Istanbul, Madrid und in New York City. Allerdings hört man auch gegenteilige Meinungen, besonders bei den Leuten, die an der Strecke wohnen. Dann gibt es natürlich viele solcher Bahnen bei Skipisten oder um Landschaften aus nächster Nähe zu sehen.
In Argentinien hingegen fahren seit 1922 immer noch die „colectivos“, natürlich in modernerer Konstruktion. Seit 1928 haben sie feste Sitzplätze. Eisenbahnen gibt es in manchen Vororten und Städten in den Provinzen. Leider hat man seit vielen Jahren den Eisenbahnverkehr lahmgelegt, zugunsten der Landstraßen. Wo früher Bahnstationen waren, die dem Ort Leben und Arbeit boten, sieht man heute leere Gebäude, die höchstens nur Fotografen anlocken.
In den Vororten gibt es zwar Eisenbahnen, die außen bunte Farben aber innen immer die gleiche Ausstattung zeigen. Das ist ja auch erklärlich, wenn man erfährt, dass es keine neuen Modelle sind, sondern ausrangierte Wagen aus Spanien. Die letzten importierten Eisenbahnen waren für das elektrische Bahnsystem gedacht, leider haben die Käufer nicht daran gedacht, dass die einheimischen Bahnen nicht elektrisiert sind.
Also in Argentinien wird es noch lange dauern, bis wir von Retiro nach Ezeiza von einer Seilbahn transportiert werden. Da müsste erst einmal das U-Bahnnetz ausgedehnt werden. Vielleicht können meine Urenkel einmal mit der U-Bahn zum Flughafen fahren, wie in Berlin, Frankfurt oder Paris, oder sogar mit einer Seilbahn.
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