Zukunftsland Argentinien?
Florida /Bs.As.
Seit Generationen wird in Argentinien die Arbeit verlacht: „El vivo vive del tonto; el tonto vive de su trabajo“. Populistische Regierungen (selbst die der Militärs pflegten auf diese Weise zu enden) kooperierten mit den Gewerkschaften, etablierten faulenzerfreundliche Arbeitsgesetze, molken, schikanierten oder verstaatlichten Privatunternehmen und überfüllten den Staat mit inkompetenten Angestellten, die nicht viel oder gar nichts zu tun hatten und ein Streikrecht besaßen. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass das öffentliche Erziehungssystem schließlich seinen Namen kaum noch verdient.
Die Gewöhnung an Arbeit kam dabei so außer Mode, dass einfachere Tätigkeiten wie in den Gemüse-, Bau- oder Reinigungsbranchen heutzutage nahezu ausschließlich von analphabetischen, oft illegalen Einwanderern aus Nachbarländern verrichtet werden. Viele Einheimische sind seit den Großeltern daran gewöhnt, von staatlichen Almosen unterhalten zu werden.
Nun sehen wir, nicht nur in Argentinien, nicht nur seit der Pandemie, dass der digitale Fortschritt immer mehr Arbeitsstellen entbehrlich macht. Selbst in Medizin und Justiz haben die Algorithmen längst begonnen, Experten zu ersetzen. Auf dem Mars hat gerade ein Hubschrauber abgesetzt, der ohne menschliche Begleitung dorthin gekommen ist.
Gewiss machen sich die Planer überall Sorgen, wie eine Gesellschaft funktionieren könnte, in der die Arbeit das Vorrecht weniger besonders kompetenter oder gut vernetzter Bürger sein wird. In Argentinien hat man damit Erfahrung seit mehr als einem halben Jahrhundert.
Die Frage ist nur, wie dabei die so gern postulierte „Würde des Menschen“ bewahrt (oder wieder hergestellt) werden soll.
Friedbert W. Böhm
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