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Russland: Geschichtsverständnis
Argentinien (E-Mail)

Russland war und ist ein wichtiger Bestandteil Europas. Es gibt sehr viele Beispiele, welche hier zu einer längeren Darstellung bedürfen würden, um die russische - gelegentlich als Hassliebe bezeichnete - Verbindung zu Europa beschreiben können.

Von Peter dem Großen, Katharina der Großen über Zar Nikolaus II. Und die letzten 100 Jahre (inkl. Sowjetunion) war und ist Russland eine zentrale Macht in der europäischen Geschichte. Die intensiven Verbindungen zu deutscher Kultur und adeligen, künstlerischen und philosophischen Zirkeln - um hier nur einige zu nennen - sind vielfältiger und ausgiebig dokumentiert.

Wieso, fragen sich viele heute, beginnen Wladimir Wladimirovitch Putin und seine Entourage von Geheim- und Militärkomplex sowie kremltreue Oligarchen und abhängige Justiz- und Kommunikationssystemen, einen derartigen Vernichtungskrieg (genannt „Spezialoperation“) gegen die Ukraine , ihr Bruder-Volk. Es kann sich m. E. nur um eine enorme Fehleinschätzung der russischen regierungstreuen Berater und der ganz persönlichen Putinschen Betrachtungsweise und Interpretation der Geschichte Russlands handeln. Ansonsten würden wir jetzt nicht vor solch gefährlichen Verwerfungen stehen, welche Europa und die Welt in allen Bereichen des Lebens tangieren. Ja, auch Argentinien ist von diesem Krieg in vielen Gebieten betroffen.

Der zentrale Punkt russischer Machtpolitik über drei Jahrhunderte war immer diese phasenweise verminderte (West- und Nordeuropa) oder starke (Baltische Länder und Südosteuropa) Einflussnahme und aktive Intervention in den europäischen Ländern. Man kann die angelsächsischen Länder, Frankreich, die iberischen Länder und die Schweiz als weniger tangierte Länder bezeichnen, obwohl während der Sowjetunion-Periode, auch diese Länder von der kommunistischen Internationalen in ihrem politischen Leben beeinflusst wurden.

Alles in allem jedoch kann man aber über Russland behaupten, dass es nie, auch nicht im Ansatz, eine demokratische Richtung, mit entsprechenden Institutionen und Gesetzen eingeschlagen hätte. Zuletzt war es während der Präsidentschaft von Boris Jelzin ( 1991-1999) zu einer halbwegs mit demokratischen Verhaltensweisen ausgestatteten Gesellschaft (wie unabhängige Presse, Nichtregierungsorganisationen, usw.) gekommen. Alles änderte sich nachdem Wladimir Putin 2000 an die Macht kam. Schon die Art und Weise wie er den Untergang des Atom-U-Bootes „Kursk“ managte, hatte zu Beginn seiner Präsidentschaft Zeichen gesetzt. Konsequent und über 20 Jahre führte Putin das Land in eine Autokratie in der die ganze Macht nur bei einer sehr kleinen Zahl von Menschen ausgeübt wird. Unzählige politische Morde. Lügen und Verdrehung von Tatsachen sind das Handwerkzeug des KGB, dessen eifriger Schüler und Spion Putin war. Dies wurde immer wieder von vielen Politikern - insbesondere in Deutschland (Schröder, SPD, Die Linken) - missverstanden und von der deutschen Handels- und gewerblichen Industrie in ihrem als toller neuer Markt verstandenen Option, falsch interpretiert. Zuletzt war es Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel, die mithin bestinformierte und Kennerin der russischen Geschichte ist, welche die Gefahren eines Putin-Russland nicht hoch genug bewertete. Es war den westlichen militärischen Sicherheitsexperten ganz sicher bekannt, wie Putin den militärisch-technischen Komplex mit über 600 Mrd. USD über ein Jahrzehnt ausbaute und im Laufe der letzten Jahre in unzähligen militärischen Auseinandersetzungen im Kaukasus, Syrien und anderen Ländern direkt oder indirekt (Wagner Söldner) intervenierte.

Spätestens die kalte Annexion der Krim, hätte zu einer härteren Gangart des Westens gegenüber Russland führen müssen. Es wurde jedoch anders entschieden. Diese unsichtbare zögerliche Haltung des Westens war fatal auch für die Putinsche Sichtweise darüber, wie sich der Westen bei einem Angriffskrieg gegen die Ukraine verhalten würde.

Um eine in linken und russlandfreundlichen Politikern gern benutzte Argumentation zu entkräften, wonach die NATO und insbesondere die USA seit der Auflösung der Sowjetunion (1991) nur auf die Schwächung und Zerstückelung Russlands hinarbeitete, und für diesen Krieg mitverantwortlich oder gar verantwortlich ist, so kann ich mehrere Gründe nennen die diese Sichtweise entkräften.

Ronaldo Kürbs

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