Von Juan E. Alemann
Dass sich arme Familien auf fremden Grundstücken niederlassen und dort zunächst eine primitive Hütte errichten, die dann später oft zu einem Häuschen wird, gibt es schon seit langem. Ebenfalls werden in der Stadt Buenos Aires und auch woanders leerstehende Wohnungen von armen Familien besetzt, die in vielen Fällen lange Zeit dort bleiben, auch wenn die Besitzer ein legales Verfahren einleiten. Ebenfalls sind die Gebietsansprüche der Nachkommen der Mapuche-Indigenen nicht neu, die sich als ursprüngliche Völker bezeichnen und behaupten, ein historisches Besitzrecht zu haben. Das stimmt nicht. Diese Indigenen, von den Spaniern Araukaner benannt, kamen erst von Chile nach Argentinien, als die Spanier schon lange da waren und das Land voll von Pferden und Rindern war, die den Indigenen Mobilität, Nahrung und Häute für Bekleidung und Zelte boten.
Es besteht kein Zweifel, dass diese Besetzungen, die in letzter Zeit exponentiell zugenommen haben, illegal sind und auch ein Sicherheitsproblem darstellen, wie es Präsident Alberto Fernández schließlich erklärte, nachdem die Sicherheitsministerin Sabina Frederic gesagt hatte, es handle sich nur um ein Wohnungsproblem. Doch schließlich musste auch sie sich der Meinung des Präsidenten anschließen. Denn die Erklärung der Ministerin hat die Besetzungen gefördert und die Räumung erschwert, umso mehr als sie sie mit dem Räumungsverbot gleichstellte, das jetzt für gemietete Wohnungen gilt.
Doch Frau Frederic hat insofern recht, als in Argentinien effektiv ein Wohnungsproblem besteht. Die Regierung - diese und die vorherigen - wissen nicht, wie sie es lösen sollen. Die Sozialwohnungen, die gebaut wurden, sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier muss das Konzept geändert werden. Es müssen halbfertige einfache Wohnungen errichtet werden, die die zukünftigen Bewohner dann vollenden. Das wurde schon vor 50 Jahren so gemacht. Auch müssen beim Bau vorfabrizierte Elemente eingesetzt werden. Auf diese Weise können mit dem gleichen Geld mindestens dreimal so viele Wohnungen gebaut werden. Es gibt gegenwärtig ein Ministerium für dieses Thema, geleitet von María Eugenia Bielsa, aber es geschieht kaum etwas.
Zurück zu den Landbesetzungen. Die Menschen, die dabei mitmachen, wohnten schon woanders. Zunächst muss man sie veranlassen, zurückzukehren, von wo sie gekommen sind. Man kann sie dabei auch registrieren und sie in einer Liste für zukünftige Zuteilung von Sozialwohnungen aufnehmen. Die Besetzungen können nicht geduldet werden, weil sie sonst exponentiell zunehmen, und dann ist es um das Eigentumsrecht, auf dem Wirtschaft und Gesellschaft aufbauen, schlecht bestellt. In diesem Sinn fällt auf, dass die Regierung auch bei der Besetzung eines Grundstückes im Bezirk Tigre, was den Eisenbahnverkehr beeinträchtigt, nicht eingegriffen hat.
Die Besetzungen von Grundstücken finden im ganzen Land statt, sind aber besonders umfangreich in der Umgebung von Groß Buenos Aires, wo unter anderem im Vorort Guernica mehrere Hundert Hektar besetzt wurden.
Wenn nichts geschieht, wird dort eine neue riesengroße Elendssiedlung entstehen, und der Staat wird dann gefordert, Straßen zu bauen und Wasser- und Stromleitungen zu errichten, was alles durch die anarchischen Niederlassungen erschwert wird. Diese Entwicklung sollte vermieden werden, was jedoch die Regierung schon jetzt unter Zugzwang stellt. Doch der Präsident, seine Mitarbeiter, die Wohnungsministerin und auch Cristina haben nicht die geringste Ahnung von diesem Megaproblem. Sie sind ratlos und tappen im Dunkeln. (jea)
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