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Lage außer Kontrolle

Indien: 379.000 neue Corona-Fälle in 24 Stunden

Neu Dehli
Der Leichnam eines Corona-Opfers vor der Einäscherung in Neu-Delhi. (Foto: dpa)

Neu Delhi (dpa) - Die Corona-Pandemie wütet in Indien weiter mit immer höheren Werten bei den täglichen Neuinfektionen. In den vergangenen 24 Stunden haben sich 379.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, wie Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums gestern zeigen - ein weltweiter Rekord. 3645 Menschen sind demnach im selben Zeitraum mit oder an der Krankheit gestorben. Der rapide Anstieg an Patienten sorgte für Überlastungen im Gesundheitssystem des Schwellenlands. Berichten zufolge führte der Mangel an medizinischem Sauerstoff und Krankenhausbetten zu Todesfällen.

Bei der bislang schlimmsten Corona-Welle in dem südasiatischen Land wurden seit Ende voriger Woche täglich mehr als 300.000 neue Fälle registriert. Damit wurde der bisherige, Anfang Januar verzeichnete Tagesrekord von 300.310 Fällen in den USA übertroffen. Indien meldete in der vergangenen Woche auch die höchste tägliche Zahl an Todesfällen. In dem zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern stieg die Gesamtzahl der Infektionen auf rund 17,6 Millionen, knapp 198.000 Menschen starben bislang. Die Dunkelziffern dürften deutlich höher liegen.

Ärzte in der am schlimmsten betroffenen Stadt Neu-Delhi beschrieben, wie Patienten in kritischem Zustand auf der Straße starben, weil es an Krankenhausbetten oder medizinischem Sauerstoff fehlte. Der Mangel an Sauerstoff wurde Medienberichten zufolge für 14 weitere Todesfälle in vier Bundesstaaten verantwortlich gemacht. Der dramatische Anstieg bei den Todesfällen führte in Neu Delhi bereits zu einer Überlastung der Krematorien. Etliche Bestattungshäuser berichteten, dass sie mehr Plattformen errichten mussten, um darauf Scheiterhaufen zu platzieren.

Als Grund für den dramatischen Anstieg bei den Neuinfektionen sehen Experten unter anderem die Verbreitung ansteckenderer Virusvarianten. Zudem hielten sich viele Menschen nicht an die Corona-Maßnahmen - etwa bei Massenveranstaltungen zu Regionalwahlen und religiösen Festen.

Mehrere Länder, darunter die USA und Deutschland, haben Indien ihre Unterstützung zugesichert. Am Dienstagmorgen traf eine Lieferung medizinischer Hilfsgüter aus Großbritannien ein, wie das indische Außenministerium mitteilte. Darunter befanden sich demnach 100 Beatmungsgeräte und 95 Sauerstoffkonzentratoren. Diese sind weit verbreitet eingesetzte Geräte, in denen der Sauerstoff aus der Umgebungsluft angereichert wird.

Australien untersagte am Dienstag Einreisen aus Indien wegen der dortigen Corona-Rekordzahlen und folgte damit dem Beispiel anderer Länder wie den Niederlanden. Die Flugverbindungen würden ab sofort und bis mindestens 15. Mai ausgesetzt, sagte Premierminister Scott Morrison. Danach werde die Lage neu bewertet. Gleichzeitig kündigte Morrison an, Australien werde Indien Hilfen schicken, darunter 500 Beatmungsgeräte und eine Million OP-Masken.

Deutschland und weitere Länder hatten zuvor bereits die Einreise aus Indien wegen der zunächst dort entdeckten Virusvariante B.1.617 stark eingeschränkt. Die Lufthansa will ihre Flugverbindungen nach Indien jedoch vorerst weiter aufrechthalten. Die Airline fliegt nach eigenen Angaben derzeit zehn Verbindungen pro Woche zwischen Frankfurt und Indien. Zudem würden die Frachtkapazitäten für notwendige Transporte genutzt. In der Bundesregierung gibt es nach dpa-Informationen Überlegungen, den Flugverkehr mit dem Land vorübergehend ganz zu stoppen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO beobachtet die Virusvariante B.1.617 derzeit, hat sie aber noch nicht als besorgniserregend eingestuft. Bislang sei nicht klar, in welchem Ausmaß die Variante für den rapiden Anstieg der Fälle in Indien mitverantwortlich ist. Es gebe viele Faktoren, die dazu beigetragen haben könnten. Ob die Virusvariante mehr schwere Krankheitsverläufe auslöse und damit zu höheren Todeszahlen beitrage, sei bislang ebenfalls nicht klar.

 

Gesundheitsversorgung gefährdet

Genf (dpa) - In einem Großteil der Welt ist die medizinische Grundversorgung wegen der Corona-Pandemie eingeschränkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Umfrage, wonach in rund 90 Prozent von 135 Staaten auch ein Jahr nach Ausbruch der Krise Gesundheitsleistungen nicht ausreichend angeboten werden können.

In einem Fünftel der Länder kommt es demnach zu Engpässen in der Notfallmedizin, während zwei Drittel über Verzögerungen von nicht lebensrettenden Operationen berichten. Mehr als 40 Prozent der Länder meldeten Probleme in Bereichen wie mentale Gesundheit, HIV, Zahnmedizin, Krebsvorsorge, Bluthochdruck oder Diabetes.

Viele Staaten hätten allerdings die Versorgungslücken seit vorigem Jahr verkleinern können, berichtete die WHO. Dies sei unter anderem durch die Einstellung von zusätzlichem Personal, die Versorgung von Patienten zu Hause und Telemedizin gelungen. Viele Patienten würden jedoch weiterhin Behandlungen meiden, weil sie Angst hätten, sich dabei mit dem Coronavirus anzustecken.

 

USA

Biden beschwört Neuanfang

Washington (dpa) - In seiner ersten Ansprache als US-Präsident vor dem Kongress hat Joe Biden einen US-amerikanischen Neuanfang nach der Ära seines Vorgängers Donald Trump beschworen. "Nach 100 Tagen der Rettung und Erneuerung ist Amerika bereit zum Abheben. Wir arbeiten wieder. Träumen wieder. Entdecken wieder. Führen die Welt wieder an", sagte Biden am Mittwochabend im US-Kapitol. Hoffnungsvoll äußerte sich der Demokrat mit Blick auf die Corona-Pandemie und warb für billionenschwere Pläne, mit denen er in den USA einen tiefgreifenden Wandel herbeiführen will.

Gestern war Biden genau 100 Tage im Amt. Der 78 Jahre alte Demokrat hatte am 20. Januar den Republikaner Trump im Weißen Haus abgelöst. Seither prägt er einen ganz anderen Stil. Trotz der bisherigen Blockadehaltung der Republikaner stimmte Biden versöhnliche statt konfrontative Töne an. Die erste Rede eines neuen Präsidenten bei einer gemeinsamen Sitzung des Repräsentantenhauses und des Senats im US-Kapitol wird traditionell nicht als Rede zur Lage der Nation bezeichnet, die ansonsten jährlich erfolgt.

In diesem Jahr war einiges anders. Erstmals in der Geschichte der USA saßen bei diesem Anlass zwei Frauen hinter dem Präsidenten: Kamala Harris, die erste Vizepräsidentin des Landes, und die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Zudem war Bidens Publikum wegen der Corona-Pandemie deutlich kleiner als in einem normalen Jahr.

Biden forderte Abgeordnete beider Parteien auf, weitreichende Pläne seiner Regierung zu unterstützen. Ein von ihm vorgeschlagenes Infrastrukturpaket bezeichnete er als größten Anschub für den Arbeitsmarkt seit dem Zweiten Weltkrieg.


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