Der Centro DIHA hat an den fünf Montagen des Monats August Zoom-Vorträge zu verschiedenen Themen angeboten. Es hat sich gezeigt, dass, wenigstens in Zeiten der Quarantäne, solche Vorträge über Internet eine erfreuliche Bereicherung der Möglichkeiten darstellen, sich belehren und unterhalten zu lassen. Es handelte sich um kurze Vorträge, jeweils eingeleitet durch eine Vorstellung des Centro DIHA und des Referenten, die erfrischenderweise immer verschieden ausfiel weil die Einführenden immer andere waren. Die Vorträge wurden von Wissenschaftlern gehalten welche schon früher an den wissenschaftlichen Tagungen des Vereins, den Kolloquien über die deutschsprachige Minderheit in Argentinien und an der Publikation des Centro DIHA, den Cuadernos del Archivo, teilgenommen hatten. Es waren: die Musikhistorikerin Silvia Glocer (UBA), der nordamerikanische Germanist Robert Kelz (Univ. Memphis), Inés Yujnovsky (UNSAM), Juan Morello (IES Lenguas Vivas, Univ. Tres de Febrero) und Regula Rohland (UBA / Centro DIHA). Die Themen waren entsprechend weit gestreut: die Geschichte des Dirigenten Sigfrid Prager, der in den 20er-Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg Chöre und Orchester in Argentinien leitete, zwischenzeitlich aber Karriere in den USA machte; Paul Zech, der expressionistische Dichter, der in Argentinien als Emigrant bis zu seinem Tode 1946 ein großes Exilwerk schrieb, in seiner Rolle als Kulturvermittler zwischen der deutschen und der südamerikanischen Literatur; Episoden der Jahre 1879 bis 1886 aus der Tätigkeit des Militäringenieurs Major Franz Host, der an den Eroberungszügen (campañas del desierto) in Patagonien und im Chaco teilnahm und von dem Zeichnungen, Karten und Texte erhalten sind; die Selbstauffassung der deutschen Intellektuellen, in der Zeitschrift des Deutschen Wissenschaftlichen Vereins, Phoenix, unter dem Begriff des “Deutschtums”, und die Literatur von Frauen anhand der im neuen Heft 7 der Cuadernos del Archivo übersetzten Texte zweier Autorinnen, die Mitte der 1920-Jahre im argentinischen Chaco die Krise der ersten großen Baumwollkatastrophen miterlebt haben, Franziska (Cissy) von Scheele-Willich und Ilse von Rentzell.
Gemütlich von zuhause aus konnte man an diesen Vorträgen teilnehmen, eigentlich kein Wunder, dass sie überraschend viele Hörer anzogen. Kleine technische Pannen dabei wurden großzügig ausgeblendet. Überraschend und erfreulich bereichernd die Diskussionen, die sich an die relativ kurzen Vorträge anschlossen, welche aus der Perspektive des Centro DIHA zusätzlich den besonderen Effekt hatten, neue Menschen anzuziehen, die somit den Kreis der Interessenten erweitern und durch ihr Interesse die Stellung des Archivs befestigen.
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