Laschet nimmt Wahlniederlage der Union auf seine Kappe
Münster (dpa/cld) - Mehr als drei Wochen nach der historischen Wahlniederlage der Union haben Spitzenpolitiker von CDU und CSU ihre Partei auf einen Neuanfang in der Opposition eingeschworen. Unionskanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet übernahm die alleinige Verantwortung für das miserable Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl. „Wir haben ein bitteres Ergebnis erzielt“, sagte er am vergangenen Samstag beim Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Münster. „Nichts lässt sich schön reden. Die Verantwortung trage ich als Vorsitzender und Kanzlerkandidat.“ Und: „Den Wahlkampf, die Kampagne habe ich zu verantworten und sonst niemand.“ Die JU als Nachwuchsorganisation machte den Mutterparteien Dampf.
Laschet zeigte deutlich, dass er die Union in einer Oppositionsrolle im Bund sieht. In der Opposition sei es besonders wichtig, „gemeinsam und einheitlich aufzutreten“ und „klug und intelligent den Finger in die Wunde zu legen“, wenn eine künftige Regierung Fehler mache. CSU-Generalsekretär Markus Blume rief die Union zu einer starken Oppositionsarbeit auf. „Wir müssen jetzt die Realität anerkennen: Wir sind Opposition. Aber wir sind eine starke Opposition.“ Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten für Koalitionsverhandlungen plädiert, die Zeichen stehen auf Ampel. Ein kleiner Parteitag der Grünen stimmte am Sonntag für Koalitionsgespräche.
Beim Deutschlandtag stand eine Erneuerung nach dem Absturz auf 24,1 Prozent im Mittelpunkt. Mehrere jüngere Umfragen sehen die Union aktuell sogar bei unter 20 Prozent. Die CDU will ihren Parteivorstand bei einem Sonderparteitag neu wählen. Laschet mahnte auch mit Blick auf mehrere anstehende Landtagswahlen, es müsse wieder gegen den politischen Gegner gehen und „nicht gegeneinander in der Unionsfamilie“. Er will eigene politische Ambitionen zurückstellen. Die Delegierten zollten Laschet Respekt für seine selbstkritische Analyse. JU-Chef Tilman Kuban sprach von „brutaler Ehrlichkeit“, von „wahrer Größe“. Der Deutschlandtag setze nun einen „Kernimpuls des Neuanfangs“.
CSU-Chef Markus Söder hatte kurzfristig abgesagt, was viele Delegierte kritisierten. Söder hatte immer wieder gegen Laschet gestichelt. In der „Welt am Sonntag“ warb er für ein neues Miteinander der beiden Schwestern. „In Stil und Inhalt sollten wir wieder enger zusammenrücken, anstatt öffentlich übereinander zu reden.“ Die CSU werde, wenn es gewünscht sei, mithelfen, die Union zu stabilisieren.
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