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Kritik an Benedikt-Brief

Gänswein sieht Kampagne: „Dreck“

Georg Gänswein - Benedikt XVI
Georg Gänswein (l.) und der emeritierte Papst Benedikt XVI. (Foto: dpa)

Rom/München (dpa) - Deutsche Katholiken und sogar Bischöfe sind vom „Mea Culpa“ von Benedikt XVI. in der Missbrauchsdebatte enttäuscht - Privatsekretär Georg Gänswein kämpft derweil um den Ruf und das Erbe des emeritierten Papstes: Auch nach dem neuen Brief des Pontifex gehen die Diskussionen um eine Bewertung von Benedikt weiter.

„Ich befürchte, dass die Erklärung den Betroffenen in ihrem Aufarbeitungsprozess wenig weiterhelfen kann“, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck der katholischen Zeitung „Neues Ruhrwort“. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wertete die Ausführung des 94-Jährigen vom Dienstag als zu vage und allgemein. „Die Empathie gegenüber den Betroffenen fehlt“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Wegbegleiter und Berater des emeritierten Papstes sind indes bemüht, das Auftreten des Heiligen Vaters einzuordnen, allen voran Erzbischof Gänswein. Dieser hat nach dem Münchner Missbrauchsbericht eine Kampagne gegen Benedikt ausgemacht. „Es gibt eine Strömung, die die Person und das Werk zerstören will“, beklagte der Erzbischof in einem Interview der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“. Für die Kritiker Benedikts und dessen Wirken sei nun „die ideale Gelegenheit, abzurechnen“ und das Andenken des Papstes zu verfluchen („damnatio memoriae“), behauptete der 65-Jährige. „Leider lassen sich viele von diesem feigen Angriff täuschen, es gibt hier viel Dreck.“

In dem Gutachten um jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wird Benedikt aus seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) Fehlverhalten vorgeworfen. Für Empörung sorgte, dass er in seiner Stellungnahme für das Gutachten abstritt, an einer brisanten Sitzung 1980 teilgenommen zu haben. Erst danach hieß es, dass die falschen Angaben ein Malheur seiner Mitarbeiter gewesen sei. „Ja, eine kleine Gruppe von qualifizierten Leuten hatte Benedikt geholfen, dann gab es diesen Fehler und leider ist der niemandem aufgefallen“, sagte Gänswein. „Es bleibt der Fakt, dass ein Fehler und eine Lüge zwei unterschiedliche Dinge sind.“

Benedikt hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Brief bereits den Fehler bedauert und sich gegen den Vorwurf der Lüge gewehrt. Zugleich bat er die Opfer, die an seinen Einsatzorten sexuellen Missbrauch durch Geistliche erlebt hatten, um Entschuldigung.

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