Wie Popmusiker gegen Trump mobil machen
Von Werner Herpell
Berlin - Immerhin, einige prominente Fans hat der US-Präsident in der Popszene dann doch noch neben dem notorischen Rap-Rüpel Kid Rock. Für viele Beobachter eher unerwartet kam kürzlich die Donald-Trump-Begeisterung von Punk-Pionier John Lydon alias Johnny Rotten (The Sex Pistols). Der schwarze Rapper 50 Cent bekannte sich ebenfalls zum Amtsinhaber. Er ärgerte sich zuletzt vor allem über Bidens Steuerpläne, als er auf Twitter schrieb: „Ist mir egal, dass Trump schwarze Menschen nicht mag.“ Weniger überraschend war die Wahlhilfe des erzkonservativen Kiss-Mitgründers Ace Frehley.
Ansonsten ist die Zahl der Trump-Unterstützer in der US-Musikbranche mager - und die Gegnerschaft zum Mann im Weißen Haus überwältigend. Bei Rock-Veteranen wie Bruce Springsteen, Neil Young und Michael Stipe (früher R.E.M.), afroamerikanischen Soul-Stars wie Stevie Wonder oder jungen Pop-Idolen wie Taylor Swift, Billie Eilish, Cardi B und Megan Thee Stallion bekommt der Republikaner keinen Stich. Sie mahnen für die US-Wahl am 3. November eindringlich den Wechsel an und werben für den demokratischen Herausforderer Joe Biden.
Stars spielen auf Youtube ihre Lieder im „Team Joe Sings“. Ob Kesha („Wir brauchen den Wechsel, und wir brauchen ihn jetzt“) oder die Latin-Rock-Band Los Lobos, Indie-Popper wie Matt Berninger oder Ben Gibbard - sie alle zeigen dort, auf welcher Seite sie stehen. Andere Kanäle wie Twitter und Instagram oder Interviews nutzen Jeff Tweedy von der Folkrock-Vorzeigeband Wilco, Cher oder Ariana Grande, um als Trump-Gegner Flagge zu zeigen.
So präsentierte die dreißigjährige Sängerin Taylor Swift auf Twitter ein Foto von sich mit Keksen, deren Zuckerguss-Aufschrift „Biden/Harris/2020“ keine Zweifel ließ. In einem Interview erläuterte die einstige Lieblingssängerin vieler Trump-Wähler: „Ich glaube, dass Amerika unter ihrer Führung eine Chance hat, den Heilungsprozess in Gang zu setzen, den es so dringend braucht.“
Biden weiß natürlich, was solche Wahlhilfe einer jungen Frau mit 140 Millionen Instagram-Abonnenten wert ist - er bedankte sich umgehend. Neben Sängerin Jennifer „J.Lo“ Lopez trat das Ehepaar Biden Mitte Oktober gar in einem heimeligen Video auf - mit dem Ziel, dem Gegenkandidaten viele Stimmen der Latino-Wählerschaft zu sichern. Die Entwicklung unter Trump sei für sie „wirklich traurig, weil dies nicht mehr das Land ist, in dem ich aufgewachsen bin“, so Lopez.
Der 71-jährige Bruce Springsteen gab im August seinen berühmten Song „The Rising“ für Bidens Nominierungskongress frei. Der Stadionrocker hatte sich schon nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch brutale Polizeigewalt im Mai geschockt über den Präsidenten geäußert. In einem Song seines neuen Albums erwähnt der „Boss“ - ohne Trump direkt zu nennen - einen „kriminellen Clown, der den Thron gestohlen hat“.
(dpa)
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