Von Juan E. Alemann
Normalerweise sind Konsum und Sparen entgegengesetzte Konzepte: um zu sparen, muss man entsprechend weniger konsumieren. Doch in diesen Inflationszeiten, mit allerlei Verzerrungen in der Wirtschaft, ist es nicht immer so. Die Menschen versuchen, ihre Pesoersparnisse vor der Inflation zu schützen. Normalerweise kaufen sie dabei Dollar. Doch wenn ihnen der Dollarkurs zu hoch erscheint, versuchen sie es über wertberichtigte Depositen, Staatstitel in Dollar, Kauf von Immobilien und auch Kauf von dauerhaften Konsumgütern. Hinzu kommt dann noch der Kauf von Gütern des täglichen Verbrauchs, bei denen sich viele Haushalte mit viel mehr versorgen, als sie unmittelbar verbrauchen. Und wenn diese Waren an die Reihe kommen, dann haben die Konsumenten sie zu einem viel niedrigeren Preis gekauft, als er im Moment des Konsums gilt. Das einzige Problem, das hier besteht, ist, dass man Platz im Küchenschrank oder sonstwo haben muss. Wer dann noch kauft, wenn Sonderofferten bestehen, verdient dann noch über die Inflation hinaus.
In dieser Krise geben viele Menschen ihre Ersparnisse aus, weil sie ihr Einkommen ganz oder teilweise eingebüßt haben, so dass es für die laufenden Haushaltsausgaben nicht reicht. Doch bei vielen ergibt sich die umgekehrte Lage, nämlich die, dass ihnen Geld übrig bleibt, weil sie nicht verreisen können, nicht ins Restaurant gehen und sich auch Dinge nicht kaufen können, die in Geschäften angeboten werden, die jetzt geschlossen sind. Für diese Gruppe stellt sich das Problem, wie sie ihre neuen Ersparnisse vor der Inflation schützen können.
In vielen Fällen ergibt sich jetzt die Möglichkeit für Sparer, mit einem Kauf noch ein gutes Geschäft zu machen. Wegen der Konjunkturflaute werden viele dauerhafte Konsumgüter zu Schleuderpreisen verkauft. Winterbekleidung, die nicht verkauft werden konnte, weil die Geschäfte geschlossen waren, und außerdem in vielen Fällen kein Bedarf vorhanden war, weil man zu Hause bleiben musste, werden vom Einzelhandel (sofern er wieder geöffnet wird), unter den Kosten verkauft, die sie für den Einzelhändler hatten, weil dieser das Geld braucht, um die Bekleidungstücke für den Frühling und Sommer zu kaufen. Bankkredit erhält er nur in ganz seltenen Ausnahmen, und der normale Wucherkredit ist so teuer (mit Zinsen von über 100%), dass dabei das Geschäft noch schlechter ist, als beim Verkauf zu einem Verlustpreis.
Beim Kauf von dauerhaften Konsumgütern besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, in 12 Monatsraten zu zahlen, mit einem Zinssatz, der unter der wahrscheinlichen Inflation liegt. Hier wird der Konsum auch zum Geschäft, wenn man am Schluss weniger gezahlt hat, als das Produkt am Ende der Zahlungen Wert ist. In diesen u.a. Fällen hängt das effektive Geschäft davon ab, wie weit die Inflation über der beim Verkauf berechneten liegt. Ein drastischer Inflationsrückgang würde das Geschäft vernichten.
Bei Immobilien ergibt sich jetzt die Lage, dass die Preise pro Quadratmeter für neue Wohnungen, in Dollar berechnet, gefallen sind. Wo vor einem oder mehr Jahren noch Preise für u$s 3.000 und auch u$s 4.000 pro qm galten, sind es jetzt u$s 2.000 und u$s 3.000, und gelegentlich noch weniger, wobei auch die Möglichkeit besteht, zu feilschen und den geforderten Preis zu drücken. Und wenn es um einen Kauf für ein Gebäude geht, das sich im Anfangsstadium befindet und erst in etwa zwei Jahren fertig sein soll, dann liegen die Preise noch viel niedriger, wobei in monatlichen Raten gezahlt wird. Die Bauten sind wegen der Pandemie weitgehend stillgelegt worden, sollen jedoch jetzt wieder in Gang kommen. Die Bautenkammer hat der Regierung schon ein Protokoll vorgeschlagen, das die Ansteckungsgefahr auf ein unbedeutendes Minimum beschränkt. Sollte sich die Regierung schließlich entschließen, eine Weißwaschung für Mittel zu verfügen, die in Bauprojekten angelegt werden, dann würde der Bau stark in Schwung kommen und den Sparern noch mehr gute Geschäftsmöglichkeiten bieten. Das würde gleichzeitig Druck auf den Schwarzkurs ausüben, was gewiss willkommen wäre. Denn schließlich müssten die Dollar in Pesos ausgegeben werden. Die Regierung hat dies bisher nicht verstanden, und kündigt am laufenden Band neue öffentliche Bauten an, für die ihr die finanziellen Mittel fehlen. Man ist geneigt, dabei die wirtschaftliche Ausbildung der Minister Guzmán und Kulfas, des ZB-Präsident Pesce und der Staatssekretärin Todesca in Frage zu stellen. Haben sie immer noch nicht verstanden, dass die argentinische Wirtschaft anders funktioniert als die der Vereinigten Staaten?
Der doppelte Wechselkurs, der genau genommen mehrfach ist (was es sonst nirgends auf der Welt gibt), schafft auch Möglichkeiten für gute Geschäft für die Sparer. Automobile, die zum offiziellen Kurs importiert werden, sind für Käufer, die ihre gesparten Dollar dafür einsetzen, sehr billig. In einem konkreten Fall, der uns bekannt ist, zahlte ein Käufer umgerechnet u$s 6.000 für ein neues Automobil der Mittelklasse, das früher u$s 12.000 und mehr kostete. Auch bei lokal erzeugten Kfz, die einen Anteil an importierten Teilen von über 60% haben, sind die Preise zum freien Kurs anormal niedrig, und liegen in vielen Fällen unter den Preisen der gleichen Modelle im Ursprungsland (USA, Deutschland, Japan u.a.)
Diese Möglichkeit, in Form eines Automobilkaufs zu sparen, also vorzeitig ein billiges neues Auto zu kaufen, obwohl das alte noch in Ordnung ist und normalerweise erst in einigen Jahren verkauft worden wäre, hat dazu geführt, dass den Agenturen viele Modelle fehlen. Die Regierung hat sofort gemerkt, was hier im Gange war, und den Import von Kfz gehemmt, so dass sich am Hafen von Zárate, über den sie abgefertigt werden, über 10.000 Einheiten angesammelt haben, die jetzt nach und nach freigegeben werden sollen. Legal war diese Importsperre nicht, und die brasilianische Regierung hat schon protestiert, weil das Abkommen über kompensierten Kfz-Austausch verletzt wird.
Auch bei anderen importierten dauerhaften Konsumgütern, und auch solchen, die einen hohen Anteil an importierten Teilen haben, ergibt sich eine analoge Lage wie bei Kfz, Computer u.a Produkte, die in Feuerland montiert werden, mit Teilen, die zum offiziellen Kurs bezahlt werden, sind zum freien Kurs viel billiger geworden. Im Grunde ist es absurd, dass die Regierung diese verkappte Subvention für den Konsum erteilt, die die ZB Devisen kostet und dem Konsument Geld spart. Der ZB-Leitung ist dies bewusst, und sie versucht, dieses Geschäft in einzelnen Fällen durch direkte Eingriffe (faktische Importverbote, Verzögerung von Importgenehmigungen u.a.) einzudämmen, die jedoch illegal sind. Das Problem verschwindet eben nur, wenn die Differenz des Schwarzkurses zum offiziellen auf etwa 20% sinkt, weil dann das Geschäft uninteressant wird. Doch das ist schwer zu erreichen, weil die ZB auf dem schwarzen Devisenmarkt nicht intervenieren kann. Wäre der Schwarzmarkt legal, so dass er für Kapitaltransaktionen und Tourismus eingesetzt wird, dann könnte die ZB ohne weiteres intervenieren, und das Problem wäre gelöst.
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