Rückblick 2022 an der Klimafront
Genf (dpa) - Bezogen auf die Durchschnittstemperatur war der Sommer 2022 in Europa der heißeste seit Beginn der Messungen vor mehr als 140 Jahren, wie der europäische Copernicus-Klimawandeldienst berichtete. Die Wissenschaft hat unlängst gezeigt, dass der Klimawandel für die Häufung der Extreme verantwortlich ist. Klar ist auch, dass Regierungen längst nicht genug für eine radikale und nachhaltige Energiewende tun. Der Klimawandel 2022 in sechs Schlagworten:
Klima-Hölle: So drastisch beschrieb es UN-Generalsekretär António Guterres im November auf der Weltklimakonferenz in Ägypten: „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle - mit dem Fuß auf dem Gaspedal.” Nach Ansicht von Klimaschützern etwa von Greenpeace brachte die Konferenzleitung der Öl-Lobby nur ein dürres Abschlussdokument mit vagen Versprechungen für einen neuen Fonds für Entwicklungsländer zustande, während das dringend nötige Ende von Öl- und Gasförderung nicht einmal erwähnt wurde.
Klima-Kleber: Seit dem Sommer machen Klimaaktivisten des Netzwerks „Letzte Generation” mit drastischen Aktionen Schlagzeilen: Sie beschütten Kunstwerke in Museen etwa mit Tomatensoße und kleben sich an die Rahmen. Manche halten die Alarmstimmung für gerechtfertigt, aber es gibt auch viel Kritik an den Aktionen. „Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzungen hat in der Demokratie nichts verloren”, sagte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP).
Klima und Wetter-Extreme: gab es zuhauf. In Deutschland und anderen Ländern Europas wurden unter anderem Rekord-Tiefstände in Flüssen und Rekord-Trockenheit gemessen. In Südasien gab es extreme Hitze mit fast 50 Grad in Indien im Frühjahr, gefolgt von verheerenden Überschwemmungen ab August. China erlebte die längste und schlimmste Hitze seit Beginn der Aufzeichnungen vor rund 60 Jahren, in der Sahelzone in Afrika ging die katastrophale Dürre weiter.
Klima-Ziel 1,5 Grad: Schafft die Welt das Pariser Klimaziel von 2015, die Erderwärmung bis 2100 möglichst auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) zu begrenzen? Nach derzeitigen Trends nicht. Die bisherigen Klimaschutzpläne würden nach Schätzungen zu plus 2,5 Grad bis Ende des Jahrhunderts führen. Die globale Durchschnittstemperatur ist schon gut 1,1 Grad höher als vor der Industrialisierung. Die Chance, dass der Rekord des heißesten Jahres - 2016 mit plus 1,3 Grad - bis 2026 eingestellt wird, liegt nach WMO-Angaben bei 93 Prozent.
Klima-Indikatoren: Die Hoffnung hat sich zerschlagen, dass der Rückgang der CO2-Emissionen um 5,4 Prozent infolge der Corona-Pandemie und den Wirtschaftseinbrüchen eine Trendwende war. Die Emissionen liegen nach vorläufigen Daten in den ersten Monaten 2022 schon wieder höher als im gleichen Zeitraum vor der Pandemie.
Klima-Wissenschaft: Das recht junge Feld der Attributionsforschung vom Imperial College in London hat sich 2022 rasant weiterentwickelt. Die Forschenden untersuchen anhand von Modellrechnungen, inwieweit der Klimawandel für ein Extremwetter-Ereignis verantwortlich ist. Sie vergleichen, ob solche Ereignisse auch ohne die globale Erwärmung passiert wären.
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