Moritz Weiß Klezmer Trio spielt in österreichischer Residenz
Von Marcus Christoph
Buenos Aires (AT) - Traditionelle Töne der jüdischen Klezmer-Musik zu kombinieren mit Einflüssen ganz anderer Musikrichtungen wie beispielsweise Jazz oder gar Walzer, das ist das musikalische Anliegen des Moritz Weiß Klezmer Trios aus Wien. Die drei jungen Musiker Niki Waltersdorfer an Gitarre bzw. Perkussion, Maximilian Kreuzer am Kontrabass sowie der Band-namensgebende Moritz Weiß an der Klarinette waren anlässlich des Buenos Aires Jazz Festival an den Río de la Plata gekommen. Während ihres Aufenthalts gaben sie auch in der Residenz des österreichischen Botschafters Andreas Melán eine Kostprobe ihres Könnens. Zu einem Gastauftritt kam dabei der argentinische Klarinettist Marcelo Moguilevsky, den die drei Österreicher einst in Europa kennengelernt hatten.
Das Trio spielte in der voll besetzten Residenz einige klassische Klezmer-Stücke, aber auch Eigenkompositionen wie beispielsweise „Ontario I und II“, zu der Weiß bei einer Zugreise in Kanada inspiriert wurde. Bei „Fralzer No. 1“ wiederum handelte es sich um eine Kombination aus einem Walzer und einem Freilach. Letzterer ist ein Tanz im 2/4-Takt. Der Name stammt aus dem Jiddischen und bedeutet so viel wie „fröhliches Stückchen“. Das Publikum quittierte das gut eine Stunde dauernde musikalische Feuerwerk mit lang anhaltendem Beifall.
Das Trio aus Wien, das 2015 gegründet wurde, will die Geschichte des Klezmer weiterspinnen und diese in erweiterter musikalischer Sprache neu erzählen. In „respektvoller Verneigung vor der jüdischen Musiktradition“ lasse man diese auf andere Musikformen und -stile treffen, so die Band in einer Eigendefinition. Ziel sei es, einen Klang zu formen, der den Zuhörer mit seinen Melodien gefühlvoll ergreife, seine Fantasie anrege und das Tor hin zu einer neuen Sphäre öffne.
Klezmer ist eine instrumentale Festmusik, welche einst in den jüdischen Gemeinschaften Osteuropas zur Begleitung von Hochzeiten oder fröhlichen religiösen Festen, wie dem Purim-Fest, der Tora-Feier (Simhat Torah) oder auch der Synagogen-Einweihung, gespielt wurde. Die Wurzeln der aus dem aschkenasischen Judentum stammenden Volksmusik gehen bis ins Mittelalter zurück, als sich eine Tradition weltlicher, nichtliturgischer jüdischer Musik entwickelte. Der Name entstammt dem Hebräischen und bedeutet wörtlich „Gefäß des Liedes“ und im übertragenen Sinne Musikinstrumente oder Musikanten. Klezmer wurde lange auch unter dem Begriff „jiddische Musik“ geführt.
Unter den Gästen im Publikum in der Residenz waren neben den sieben österreichischen Honorarkonsulen in Argentinien, Paraguay und Uruguay auch direkte Nachkommen von nach Argentinien Geflüchteten des Holocausts. Diese hatten in den zurückliegenden Monaten die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten (wir berichteten).
Hintergrund ist eine Entscheidung aller im österreichischen Nationalrat vertretenen Parteien aus dem Jahr 2019. Diese sieht vor, den Zugang zur Staatsbürgerschaft auf die Nachfahren jener Opfer zu erweitern, die Österreich bis zum 15. Mai 1955 verlassen haben. Der neue § 58c Abs. 1a StbG ermöglicht den Nachkommen von Opfern des NS-Regimes, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten, ohne dafür ihre bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben zu müssen.
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