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Klarer Sieger ohne Glanz

  • Foto del escritor: Argentinisches Tageblatt
    Argentinisches Tageblatt
  • 22 abr 2021
  • 3 Min. de lectura

Von Jörg Blank, Christoph Trost, Marco Hadem

Armin Laschet
Armin Laschet. (Foto: dpa)

Es ist das glanzlose Ende eines erbitterten und selbstzerstörerischen Machtkampfs: In der Nacht zum Dienstag stellt sich die CDU, nach einer nicht nur für die Union quälend langen Woche, hinter Armin Laschet als Kanzlerkandidaten. Doch was eigentlich von Parteien gerne pompös inszeniert und gefeiert wird, sorgt in der Krisen-Union im April 2021 eher für neue Sorgen. Denn trotz des - am Ende deutlichen - Votums der CDU-Spitze in geheimer Abstimmung und trotz des Placets durch Laschets Rivalen Markus Söder und die CSU am Folgetag schwingt in der zutiefst verunsicherten CDU die Angst vor einer ungewollten Reaktion der Parteibasis immer mit.

Der CDU-Bundesvorstand stellt sich jedenfalls, nach mehr als sechsstündigen Beratungen, hinter den eigenen Parteivorsitzenden. Und nachdem CSU-Chef Söder die Entscheidung über die Kandidatur zuvor allein in die Hände der großen Schwesterpartei gelegt hatte, war die K-Frage damit entschieden. Doch zu welchem Preis?

Nach dieser Krisen-Woche, die vermutlich als abschreckendes Beispiel in die Geschichtsbücher von CDU und CSU eingehen wird, ist der Schaden noch nicht abzusehen. Ein tiefer Riss zieht sich quer durch die Union. Fünf Monate vor der Bundestagswahl ist es mit der viel beschworenen Einheit längst vorbei, die Gräben sind so tief wie seit dem Streit über die Asylpolitik nicht mehr. Wie sollen da ein gemeinsamer Wahlkampf und die Verteidigung des Kanzleramts gelingen? Und das mit einem Kandidaten, der zwar vom eigenen Vorstand am Ende mehrheitlich gestützt wird, der aber zuletzt nicht nur die CSU, sondern auch weite Teile der eigenen CDU-Basis gegen sich hatte.

Der Machtkampf kulminiert in der CDU-Vorstandssitzung am Montagabend zum großen Finale Furioso. Es sind die wohl entscheidendsten Stunden in Laschets bisheriger Karriere. Und er rammt gleich Pflöcke ein: "Es geht um die besten Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen. Und ich bin bereit, für uns die Kandidatur zu übernehmen", sagt der Parteichef. Und macht klar: Er will die Entscheidung hier und jetzt.

Es folgt eine Debatte, die sich ins kollektive Gedächtnis der CDU einbrennen dürfte. Dutzende Vorstandsmitglieder melden sich zu Wort. Die einen sprechen sich klar für Laschet aus. Andere berichten von einem Stimmungsbild pro Söder an der Basis. Einige Söder-Anhänger fordern eine Abstimmung in der Unionsfraktion oder dass eine Kreisvorsitzendenkonferenz entscheidet. Laschet und andere lehnen ab.

So geht es Stunde um Stunde hin und her. Ostdeutsche CDU-Politiker liefern sich eine kontroverse Debatte über die Stimmung in ihren Ländern. CDU-Vize Thomas Strobl spricht sich mit den Worten für Laschet aus, dieser sei kein Spalter, sondern jemand, der integriere. Lange ist unklar, ob am Ende abgestimmt wird. Und wie all diejenigen Funktionäre am Ende votieren werden, die zwar persönlich für Laschet sind, deren Verbände aber eine klare Präferenz für Söder haben.

Laschet setzt offenbar alles auf eine Karte: darauf, dass der Vorstand ihn nicht wenige Monate nach seiner Wahl gleich wieder beschädigen würde. Söderianer in der CDU kritisierten deshalb schon vor der Vorstandssitzung, Laschet nehme die Partei in Geiselhaft, wenn er sie geradezu zwinge, für ihn und nicht für Söder zu stimmen. Tatsächlich muss die Abstimmung über die K-Frage am Ende auch als Vertrauensfrage der Partei über ihren eigenen Chef angesehen werden.

Am Ende wird tatsächlich abgestimmt, mit technischen Hängern, aber geheim. Erstes Ergebnis: Der Vorstand will die Entscheidung sofort, keine Kreisvorsitzendenkonferenz vorher. Dann die Abstimmung: 31 Vorstandsmitglieder stimmen für Laschet, 9 für Söder, 6 Enthaltungen.

Wieder einmal hat Laschet einen Kampf zäh und hartnäckig bis zum Ende durchgestanden - und gewonnen. Es blieb ihm aber auch nichts anderes übrig. Doch die Hypothek, mit der er in die kommenden Monate geht, ist enorm. Denn auch wenn Söder sich bemüht, mögliche Schäden für die Union aus dem Personaldrama klein zu reden, sind CDU und CSU in einer extrem schwierigen Lage, Parteimitglieder bezeichnen sie als "paralysiert". Wie will Laschet nun die Zweifler und die Kritiker in seiner eigenen Basis hinter sich scharen? Und erst die CSU?

Söder hatte noch am Montagnachmittag klargemacht: Er wolle zwar weiter Kanzlerkandidat werden, sein Angebot stehe. Aber weil er und die CSU es eben nicht alleine in der Hand haben, spielte er den Ball zur großen Schwesterpartei. Mit diesem Schachzug, die Verantwortung allein Laschet und der CDU in die Hände zu geben, schaffte er sich letztlich die für ihn bestmögliche, gesichtswahrende Exit-Option.

Er musste nicht einfach so von sich aus einknicken, sondern er fügte sich dann schlicht und einfach dem Votum der großen Schwesterpartei. Und kann dann, wenn die Bundestagswahl schief geht, nach dem Motto argumentieren: Ich hätte gewollt - aber ihr habt mich nicht lassen.

Die Lippenbekenntnisse Laschets und Söders, man werde im Wahlkampf nun fest zusammenstehen, wirken auch für manche in der Union fast wie Hohn. Und dabei steht Laschet nun vor der Herkulesaufgabe, nach 16-jähriger Amtszeit Angela Merkels das Kanzleramt zu verteidigen. (dpa)



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