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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

Kitsch ist Trend

Weihnachten wie aus dem Kinderbuch

Von Simone Andrea Mayer und Antje Raupach

Eigentlich mögen Sie keine kitschige Wohndeko, aber an Weihnachten kaufen Sie Rehe, Elfen und Nussknacker? Damit sind Sie nicht allein. Dieses Jahr ist das sogar ein Deko-Trend - aus guten Gründen.

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So manche Weihnachtsdekoration wirkt, als stamme sie aus dem Familienerbe einer vergangenen Zeit, ist aber nach wie vor genau so im Handel zu finden. (Foto: dpa/tmn)

Landsberg/Frankfurt - Ein Nussknacker grinst vom Kaminsims, ein Reh ziert das Fensterbrett. Rote Kugeln am Baum spiegeln den Kerzenschein, daneben hängen kleine Schaukelpferde. Weihnachtsteller, Rüschen und Spitze schmücken den Tisch.

Das ist kein Bild aus (Ur-)Omas Wohnzimmer am Heiligabend oder eine Beschreibung der schönsten Schaufenster großer Kaufhäuser im Advent. Das ist einer der Deko-Trends für Weihnachten 2021 in Ihrem Zuhause.

Feiern wir also wieder Weihnachten, wie es in einer guten alten Zeit war? Die Trendexpertin Gabriela Kaiser, die die adventlichen Produkte im Handel analysiert hat, sagt: Dieses Jahr soll das Fest noch so viel schöner werden, als es je war. Denn wir bauen uns das fantastische Weihnachtsfest aus Kinderbüchern nach.


Bitte schön kitschig!

Aktuell steht viel Nostalgisches, Märchenhaftes und - man muss es so nennen - Kitschiges in den Regalen. Nun gut, könnte man einwenden: Weihnachtsdekoration durfte immer schon genau das sein. Aber, dass in all den verschiedenen Dekorationsstilen so viel davon vorkommt, das ist schon auffällig.

Dafür gibt es laut Trendforschenden mehrere Gründe. Ein ganz wesentlicher ist, dass wir aufgrund der Pandemie in einer unsicheren Zeit leben, in der Elemente aus der Kindheit uns unbewusst ein gutes Gefühl vermitteln. "Diese Rückbesinnung hat eine tröstende Wirkung – sie schafft Behaglichkeit und Vertrauen", sagt Trendscout Claudia Herke, die für die Messe Christmasworld die Neuheiten analysiert.


Der Weihnachtsbaum aus dem Märchenbuch

Viele beschäftigen sich mit alten Familientraditionen oder entdecken sie für sich im Erwachsenenalter neu. Dieses Phänomen ist bei vielen Trends zu beobachten, etwa im Bereich Mode und Möbel: Das, was Oma toll fand, mögen die Enkel wieder. Die Elterngeneration dazwischen aber kann gut auf das Zeug verzichten.

Die Jüngeren neigen nun also teils dazu, das Weihnachtsfest auf eine Art und Weise zu inszenieren, die sie selbst gar nicht erlebt haben. "Oder anders gesagt: Sie haben Weihnachten auf diese Weise nur vorgespielt bekommen, etwa in einem schönen Kinderbuch oder in einem alten Film", sagt Kaiser. "In jeder guten Märchengeschichte ist der klassische Weihnachtsbaum mit roten Kugeln geschmückt. Und am Boden steht das Holzpferd und die kleine Dampfeisenbahn."

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Das klassische Weihnachten mit seinen traditionellen Dekorationen hat nicht ausgedient. Vielmehr ist es gerade das, was viele Menschen braucht. (Foto: Daniel Hertzell/Inter Ikea Systems B.V./dpa-tmn)

Sie sind nicht die einzigen trendigen Deko-Stücke, die uns auf emotionaler Ebene ansprechen. Naturmotive wie Blätter, Nüsse, Zweige oder Zapfen, Rehe und Hirsche symbolisierten einen "Kontrapunkt zum digitalen Überdruss", sagt Trendscout Claudia Herke. Sie stehen für eine Entschleunigung, wie sie etwa auch ein Spaziergang durch einen ruhigen Wald bringen kann.

Und das bewusst gerade auch zum Advent und Winter - einer ja frostigen Zeit, in der man vergleichsweise wenig Zeit draußen verbringt. Dann holt man sich die Natur ins Haus und macht sich die Wohnumgebung besonders schön und heimelig.


Üppige Dekorationen

Daher gibt es noch einen Trend: Viele Menschen schmücken derzeit die Wohnräume vergleichsweise üppiger und aufwendiger als noch vor einigen Jahren. Gabriela Kaiser nutzt hierfür den Begriff "hochdekoriert".

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Naturmotive wie Zapfen symbolisieren eine Sehnsucht nach mehr Natur - sie sind schon seit Jahren daher eine beliebte Wohndekoration. (Foto: Leonardo/TrendXPress/dpa-tmn)

Das erwartet die Trendanalystin auch besonders im Advent dieses Jahres. Ein Grund dafür: Wir haben noch ein Nachholbedürfnis, sagt Kaiser. "Letztes Jahr gab es zur Weihnachtszeit pandemiebedingt viele Restriktionen, es durften nicht viele Menschen zusammen feiern. Das letzte Fest war also etwas abgespeckt."

Und da schließt sich der Kreis: Weihnachten 2021 soll so vieles nachholen und geben können. Deshalb soll es zu Hause einfach schön sein. So wie früher. Oder so wie in den Kinderbüchern. Weil das Herz es gerade braucht. (dpa/tmn)

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