Zwei Filme zum Gedenktag der Diktaturopfer
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - Um seine Trauer und Wut über Vergangenes auszudrücken, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Viele entscheiden sich dazu, am 24. März auf die Straße zu gehen, um Opfern der argentinischen Regierung von 1976 bis 1983 zu gedenken. Einige dürften nicht genug Kraft haben und bleiben zuhause, während andere ihre Emotionen über Kunst zum Ausdruck bringen. So auch Werner Schroeter und Nicolás Prividera: zwei Regisseure, einer deutsch, der andere argentinisch, die mit Zeugen und Zeuginnen der Militärdiktatur zusammenarbeiteten, um die Erinnerungen einzufangen und sie nun wieder aufleben lassen zu können. „De la Argentina“ (Originaltitel: De l‘Argentine) aus dem Jahr 2013 und „Adiós a la memoria“ (2020) sind zwei Dokumentarfilme, die nicht nur durch ihr historisches Material von Bedeutung sind, sondern auch künstlerisch glänzen können.
„De la Argentina“ von Werner Schroeter
Die Geschichte hinter dem anderthalb-stündigen Werk ist ebenso tragisch wie hoffnungsvoll. Auf Einladung des Goethe-Instituts gab der Film-, Theater- und Opernregisseur 1983 ein Seminar in Buenos Aires. Sein Plan war, Angehörige von während der Militärdiktatur verschwundenen Personen zu interviewen und daraus gemeinsam mit den Kursteilnehmer*innen einen Dokumentarfilm zu basteln. Allerdings wurde Schroeter bedroht; und verließ trotz des unvollendeten Projekts das Land. 1985 schließlich kehrte der Regisseur zurück nach Argentinien. „De la Argentina“ gilt als wichtiges Dokument über die Realität Argentiniens zur Militärdiktatur. Es bildet das Leid der Angehörigen sowie den schweren Kampf zurück zur Demokratie ab. Zu sehen ist „De la Argentina“ am Donnerstag, dem 24. März um 20 Uhr in der Casa Nacional del Bicentenario (Riobamba 985, CABA). Die Vorstellung ist kostenlos. Das Werk ist Rodolfo Walsh gewidmet. Der argentinische Schriftsteller verfasste 1975 einen offenen Brief, in dem er das Vorgehen der Militärregierung kritisierte und wurde noch am Tag der Veröffentlichung von Soldaten erschossen.
„Adiós a la memoria“ von Nicolás Prividera
Dass der Dokumentarfilm von Nicolás Prividera gerade am Tag der Erinnerung im berühmten Kino Cine Gaumont gezeigt wird, ist kein Zufall. Genau darum geht es in „Adiós a la memoria“: um das Erinnern, und das damit zusammenhängende Vergessen. Es geht um einen Vater, der immer mehr vergisst, um einen Sohn, der versucht, das Vergangene wiederzubeleben, und um eine während der Militärdiktatur verschwundene Mutter. Der 95-minütige Film zeigt, dass das Private und Politische oft - ob gewollt oder nicht - miteinander verbunden sind. Das Drehbuch von „Adiós a la memoria“ wurde auf dem Festival de Mar del Plata 2020 preisgekrönt und basiert auf autobiografischen Ereignissen. Wer Kino in Präsenzform bevorzugt, sollte die Vorstellungen im Cine Gaumont wahrnehmen. Diejenigen, die das Werk von Prividera von zuhause aus genießen möchten, müssen am 24. März nur auf www.cine.ar
vorbeischauen.
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