Von Juan E. Alemann
Die Quarantäne dauert schon über hundert Tage. Am Freitag der Vorwoche wurde sie bis zum 17. Juli verlängert, und es besteht kaum die Möglichkeit, dass sie dann aufhört. Ebenfalls wurden erste Erleichterungen, die die Regierung der Stadt Buenos Aires verfügt hatte, wieder rückgängig gemacht. Und der Präsident hat mit seiner sanften Rede dafür gesorgt, dass die Panikstimmung zunimmt. Dass die Pandemie nur passiv bekämpft werden kann, indem die Menschen zu Hause bleiben, keine Massenveranstaltungen stattfinden, der Einzelhandel allgemein geschlossen bleibt und der öffentliche Transport nur für wenige Menschen verfügbar sein soll, ist auf Dauer unhaltbar. Allein, solange es keinen Impfstoff oder effektive Heilmittel gibt, besteht laut Alberto Fernández keine andere Möglichkeit als diese.
Die Europäische Union hat immense finanzielle Mittel für die Entwicklung eines Impfstoffes bereitgestellt, und Brasiliens Regierung hat ein Abkommen mit dem Pharmaunternehmen Astra Zeneca und der Universität Oxford abgeschlossen, um kurzfristig eine Million Dosen eines Impfstoffes zu erhalten. Auch in China u.a. Ländern werden Impfstoffe entwickelt, von denen zumindest einige in wenigen Monaten zur Verfügung stehen sollten. Was Medikamente betrifft, so gibt es schon mehrere. Auch wenn sie eine beschränkte Wirkung und gelegentlich nicht erwünsche sekundäre Effekte haben, heilen sie meistens. Präsident Alberto Fernández hat über all dies kein Wort gesagt. Und sein Gesundheitsminister Ginés Gonzalez García schweigt, was unbegreiflich ist. Zumindest sollte er uns eine Hoffnung geben und bestehende Medikamente allgemein zur Verfügung stellen, auch wenn sie nicht alle Erkrankten heilen.
Die Fortsetzung der Quarantäne und was hinzukommt, stellt eine zunehmende Katastrophe dar. Denjenigen, die ihr Einkommen verloren haben, weil sie keine bezahlte Arbeit mehr haben oder weil ihr Unternehmen geschlossen ist oder nur einen minimalen Umsatz hat, denen gehen die Reserven aus, und immer mehr Menschen stehen von dem Nichts. Die Subventionen, die die Regierung bereitstellt, lösen das Problem nur zum geringsten Teil. Und das ewige Zuhausebleiben macht viele Menschen verrückt. Es ist begreiflich, dass immer mehr Menschen gegen die strengen Restriktionen in ihrem Leben rebellieren, mit Missachtung der Normen und auch mit Protest auf den Straßen. Die Regierung kann dies nicht verhindern ohne Gewalt anzuwenden. Was sie jedoch vermeiden will.
Nach der ersten sehr harten Periode hätte einE zweite Etappe kommen sollen, mit Lockerungen in Fällen mit geringer Ansteckungsgefahr, und da geschah viel zu wenig. Gewiss hätte dabei die Zahl der Infizierten und Toten zugenommen. Doch wenn es wenige sind, von denen außerdem die meisten sehr alt sind oder andere Erkrankungen aufweisen, muss man das hinnehmen. Schließlich würden auch weniger Menschen an Grippe und Lungenentzündung sterben, wenn man alle Menschen in kalten Wintertagen zu Hause einsperrt. Doch niemanden fällt so etwas ein.
Wenn Menschen einfach auf der Straße spazieren, gibt es praktisch keine Ansteckungen. Ebenso bei denen, die im Auto fahren. Auch die zahlreichen Einzelhandelsgeschäfte, in denen sich keine Kunden anhäufen, stellen keine Gefahr dar. Die sogenannten “Runner” sind kein Problem, denn sie stecken niemand an, weil der Virus nicht weit fliegt. Das geltende System, dass man für Autofahren u.a. Dinge eine Genehmigung per Internet beantragen muss, ist absurd. Man muss davon ausgehen, dass Freiheit die Regel und Verbot die Ausnahme ist und nicht umgekehrt.
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