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Keine Entwarnung im Amazonas

Rückgang der Abholzung zu Jahresbeginn, aber mehrjähriger Trend der Entwaldung

Amazonas
Eine Narbe im Regenwald: Illegale Abholzung gehört zu den größten Problemen des Amazonas. (Foto: dpa)

Manaus (dpa) - Auf den ersten Blick scheint es eine gute Nachricht zu sein: Den zweiten Monat in Folge ist die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Gebiet im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen. Dies geht aus den vorläufigen Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) hervor, das Satellitenbilder auswertet und mit einer schnellen Erhebung die Veränderungen des Waldes in Echtzeit untersucht. Demnach wurden im Januar und Februar 209 Quadratkilometer Regenwald vernichtet - weniger als die Hälfte der Vergleichsmonate des vergangenen Jahres.

Allerdings weisen Experten wie Tasso Azevedo darauf hin, dass der Rückgang der Abholzung auch auf das Wetter zurückzuführen sein könnte. „Die Daten des Inpe zeigen, dass 48 Prozent des Amazonas-Gebiets im Januar und Februar wegen der Wolken nicht beobachtet werden konnten“, sagt Azevedo, Koordinator der Initiative „MapBiomas“, die die Entwaldung des Regenwaldes kartographisch dokumentiert, der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe sogar ein System, das die Abholzung unter den Wolken erkennt und vom Verteidigungsministerium betrieben wird, aber die Daten seien nicht öffentlich.

Der WWF betonte zudem, dass es sich um einen Rückgang inmitten eines mehrjährigen Trends mit zunehmender Abholzung und aufeinander folgenden Rekorden handele; während der Corona-Pandemie nahm die Zerstörung dramatisch zu. So zeigen die Daten der Langzeitauswertung des Inpe zwischen August 2019 und Juli 2020 einen Anstieg der Abholzung um 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Abholzung stieg auf 11.088 Quadratkilometer. Dies entspricht 1,58 Millionen Fußballfeldern und ist der höchste Wert seit 2008.

Um Abholzung und Brände zu bekämpfen, schickte die brasilianische Regierung das Militär und verbot das Abbrennen von Flächen. Dennoch brannte der Regenwald weiter. Kritiker werfen dem rechten Präsidenten Jair Bolsonaro, der seit 1. Januar 2019 im Amt ist, vor, ein Klima geschaffen zu haben, in dem sich Farmer immer mehr zur Landnahme für landwirtschaftliche Nutzung ermutigt fühlen. Umweltschützern zufolge können die Streitkräfte die Zerstörung des Waldes kurzfristig eindämmen, die Arbeit der Umweltbehörden jedoch nicht ersetzen.

Während Holzfäller, Goldsucher und andere Glücksritter in Amazonien ihren illegalen Tätigkeiten weiter nachgehen, schränkt die Corona-Krise Umweltbeamte in ihrer Arbeit weiter ein. „Die Aufsichts- und Kontrollorgane sind nun alle geschwächt“, sagt Azevedo, einer der führenden Experten Brasiliens in Klimafragen. Ende April endet auch die Mission des Militärs im Amazonas-Gebiet. Dann sollen sich Kontrolle und Überwachung nur noch auf ein Dutzend Städte in vier der neun Amazonas-Bundesstaaten konzentrieren, die die brasilianische Regierung als Brennpunkte ausgemacht hat.

Zudem stellte die Regierung im Februar das Programm „Adoptiere einen Park“ zur Bewahrung von Naturschutzgebieten im Amazonas-Gebiet vor. Einzelpersonen oder Firmen können für 50 Reais oder 10 Euro pro Hektar im Jahr die Patenschaft für einen Nationalpark im Amazonas-Gebiet übernehmen. „Greenpeace Brasil“ kritisierte das Programm als Versuch, die Realität zu verbergen. Die Regierung schiebe die Verantwortung für die Finanzierung eines Teils des Umweltschutzes des Landes den Unternehmen zu.


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