„Marcos López: Clásico y Moderno“ im Centro Cultural Borges
Von Catharina Luisa Deege
Buenos Aires (AT) - Wer durch Buenos Aires schlendert, könnte bereits den Fotografien des Künstlers Marcos López begegnet sein. Sie sind in Museen und Restaurants zu finden und durch ihre schrillen Motive besonders einprägsam. In der Quarantäne hat der aus Santa Fe stammende López den Spieß umgedreht; und statt selbst zu fotografieren in Antikmarktkisten gewühlt, Bilder herausgefischt und sie verändert.
Noch bis zum 2. Oktober ist die Ausstellung „Marcos López: Clásico y Moderno“ im Centro Cultural Borges zu besuchen. Der Künstler selbst beschreibt den Stil seiner Werke als „prekären Surrealismus“ und gibt zu, durch die Bearbeitung der jahrzehntealten Fotos eigene Erfahrungen verarbeitet zu haben: „Die Themen wiederholen sich und sind alle zentral für meine emotionale, kulturelle, identitätsstiftende Struktur und meine unbewältigten Traumata: Sünde, Schuld, katholische, patriarchalische, autoritäre Erziehung und lebenslange Ehen“, so López.
Viele schwarz-weiße Bilder wurden mit farbenfrohen Pinselstrichen auf fast kindische Weise übertüncht. Diese Intervention des Künstlers ist jedoch dermaßen detailliert und fein gearbeitet, dass man schnell feststellt, dass es sich um einen begabten Maler mit einer stillen Hand und kein Grundschulkind handelt. Er wagt sich mit der Exposition auf ein - von ihm - bislang unbespieltes Terrain: die Malerei. Dazu sind die Werke der Ausstellung zutiefst politisch, wie auch schon López‘ bekannte Fotografien.
„Wenn ich darüber nachdenke, warum ich in den letzten drei oder vier Jahren wie besessen Kisten mit alten Fotos in den Antiquitätenläden von San Telmo durchforstet habe, würde ich sagen, dass es damit zu tun hat, dass ich seit einiger Zeit - etwa seit ich sechzig geworden bin - das Gefühl habe, dass ich alles, was ich zu fotografieren hatte, bereits fotografiert habe“, so der Künstler.
Die Exposition „Marcos López: Clásico y Moderno“ vereint 90 Bilder, von denen nicht alle Antiquitätenläden entstammen, einige sind aus seiner ganz privaten Sammlung. Vor den spielerisch bemalten Fotos kann man Stunden verbringen, da sie dermaßen detailreich und klug sind, dass man als Betrachter*in oft in Versuchung kommt, sie bis in die Tiefe zu analysieren und interpretieren. Dabei kann ein jeder und eine jede sich aussuchen, ob man dies auf López‘ Leben oder das eigene bezieht.
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