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Foto del escritorArgentinisches Tageblatt

José Ber Gelbard


Jose Ber Gelbard
José Ber Gelbard.

Die Wirtschaftsministerin Silvina Batakis erklärte gegenüber einem Journalisten des Fernsehkanals TN (Clarín-Konzern), dass José Ber Gelbard der beste argentinische Wirtschaftsminister gewesen sei. Diese Erklärung ist wirklich erstaunlich. Gelbard war Wirtschaftsminister von Mai 1973 bis Oktober 1974, unter den Präsidenten Cámpora, Perón und María Estela (Isabel) Perón. Damals war es ihm am Anfang gelungen die Inflation halbwegs zu bändigen, aber auf Kosten eines stark zurückgebliebenen Wechselkurses, bei gleichzeitig zunehmendem Defizit der Staatsfinanzen und hoher Geldschöpfung, was zu einem unhaltbaren Zustand führte, und 1975, mit Celestino Rodrigo als Wirtschaftsminister, zu einem großen Abwertungssprung führte, der das Ende der Regierung von Isabel signalisierte. Die Abwertung war damals in Ordnung, aber die bedeutenden Lohnerhöhungen, die danach kamen und von der Regierung gutgeheißen wurden, um die Abwertungswirkung auszugleichen, eben nicht. Es kam zu einer Lohn-Preisspirale, die im März 1976 in Hyperinflation endete, mit 50% Preiszunahme in diesen Monat und noch einmal so viel im April 1976. Das war das Ende des Gelbard-Abenteuers.

Gelbard ist für wichtige Gesetze verantwortlich. Einmal hat er die Mehrwertsteuer eingeführt, die wichtigste Steuerreform seit der 1932 erlassenen Einkommenssteuer. Dann hat er das Gesetz über Industrieförderung eingeführt, das zu einer phänomenalen Vergeudung von öffentlichen Mitteln führte, ebenfalls ein absurdes Gesetz über die sogenannte potentielle Landrente erlassen, das nie angewendet wurde. Das Gesetz bestimmte, dass die Gewinnsteuer auf den theoretischen Gewinn erhoben würde, den ein Landwirt angeblich erzielen sollte. Schließlich zeichnet er für das Versorgungsgesetz verantwortlich, das dem Staat erlaubt Höchstpreise einzuführen, in die Unternehmensverwaltung einzugreifen und Unternehmen zeitweise zu übernehmen, was damals auch geschah. Der kommunistische Geist kommt in diesem Gesetz klar zum Ausdruck.

Gelbard ist auch für einen großzügigen Kredit an Kuba verantwortlich, mit dem Kfz-Lieferungen u.a. finanziert wurden, der bis heute nicht gezahlt wurde. Er hat auch die Sowjetunion bevorzugt und ihr den Bau des Wasserkraftwerkes Salto Grande zugeteilt, obwohl die Technologie veraltet war. Es hat somit seine Schuld mit der kommunistischen Partei bezahlt.

Allein, José Ber Gelbard ist eine interessante Persönlichkeit. Es lohnt sich, die Biographie von María Seoane zu lesen. Er war ein polnischer Jude, dessen Nachnahme von Gelb-Bart kommt, den ein Richter seinem Vorfahren bei der Eintragung in das Zivilregister gegeben hat. Er kam in jungen Jahren nach Argentinien, ohne die Primarschule beendet zu haben. In Argentinien musste er dann vieles nachholen. Er sprach jedoch sein ganzes Leben mit einem Akzent, der seinen Ursprung verriet

Er begab sich nach seiner Ankunft in Argentinien nach Catamarca, wo er sich seinen Unterhalt als Straßenverkäufer verdiente. Er trat damals der kommunistischen Partei bei, die ihm später verhalf, ein ziemlich großes Hotel zu kaufen. Die Sowjetunion wollte damals in die lokale Unternehmerschaft eindringen und Gelbard verhalf ihr dazu. Gelbard gründete einen Unternehmerverband, die “Confederación General Económica”, der sich vornehmlich auf Kleinunternehmer des argentinischen Nordwestens stützte.

Der damalige Präsident Juan Domingo Perón hatte eine gestörte Beziehung zum Industrieverband “Unión Industrial Argentina”, auch zu den landwirtschaftlichen Verbänden u.a. Somit kam er auf den Gedanken, das Unternehmertum mit Hilfe von Gelbard anders zu organisieren. Perón hatte damals ein korporatives Konzept, das er von Benito Mussolini (den er bewunderte, was er selber offen zugab), übernommen hatte, und wollte, dass sich Vertreter der Gewerkschaften, der Unternehmer und der Regierung an einen Tisch setzten, und über Löhne u.a. Themen verhandelten. Dieses Schema, das auch in Italien versagt hatte, war in Argentinien eine Phantasie. 1954 wurde Gelbard gestattet, bei den Kabinettssitzungen anwesend zu sein, was seine politische Bedeutung hervorhob.

Gelbard besuchte Perón regelmäßig in seinem Exil, und überzeugte ihn offensichtlich so sehr von seinen Fähigkeiten, dass Perón ihn bei seiner Rückkehr im Jahr 1973 zum Wirtschaftsminister machte. Als Perón starb, behielt ihn Isabel noch einige Monate. Aber sie hatte keine Sympathie zu ihm, und ihr Privatsekretär und Wohlfahrtsminister José Lopéz Rega, der einen großen Einfluss auf sie hatte, noch weniger.

Das Leben von Gelbard, das noch mehr pittoreske Aspekte aufweist, die María Seoane erzählt, ist gewiss bemerkenswert. Er war auch ein geschickter Geschäftsmann, und als Minister hat er auch Geschäfte im Stil der Kirchners gemacht. Allein, ihn als den besten Wirtschaftsminister zu bezeichnen, ist gewiss zu viel des Guten. Aber der Fall Gelbard stellt Argentinien ein Zeugnis als Land ohne Vorurteile aus.

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