Gelungener Start der Salzburger Festspiele
Salzburg (dpa/cld) - „Viel Geld macht klug“. Nein, macht es nicht. Zumindest, wenn es sich um den „Jedermann“ - und damit uns alle handelt. Die rund 100 Jahre alte Botschaft von Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), sich um wirklich wichtige Werte jenseits von Materialismus und Konsum zu kümmern, scheint besonders aktuell. Die Angst vor Wohlstandsverlust geht um, alte Sicherheiten sind seit Corona, Klimakrise und Ukraine-Krieg dahin. Der „Jedermann“ in Salzburg kreist um die ewig junge Frage: Was hast du getan mit deinem Leben? An einem traumhaften Sommerabend feierten vor der malerischen Kulisse des Doms rund 2000 Besucher am Montagabend die diesjährige Premiere des Kultstücks um das Sterben des reichen Mannes.
Regisseur Michael Sturminger vertraute zum Auftakt der Salzburger Festspiele - von Nuancen abgesehen - auf die Kraft seiner Inszenierung vom Vorjahr. Die lebt zu einem guten Teil vom packenden Spiel des Berliner Schauspielers Lars Eidinger als Jedermann. Eidinger gibt viel eher den Grübler als den hemmungslosen Prasser, der plötzlich die Nähe des Todes ahnt und sich vor seiner Lebensbilanz fürchtet.
Die Inszenierung lebt aber auch von den starken Frauen. Seine von der Salzburgerin Verena Altenberger verkörperte Buhlschaft ist überaus präsent und eine selbstbewusste Freundin, die weiß, was sie will - und in den Tod begleitet sie den Jedermann sicher nicht. Unerbittlich, gar eisig fordert Edith Clever als Tod zum Gehorsam auf.
Für Sturminger ist der 1911 in Berlin uraufgeführte „Jedermann“ eine „Dombaustelle“: „Die Inszenierung muss ständig in Bearbeitung bleiben und darf keinesfalls musealen Charakter bekommen“. Was im nächsten Jahr anders sein wird, zeichnet sich bereits bei der Besetzung der Hauptrollen ab: Eidinger und Altenberger werden nach Angaben der Festspiele aufhören.
Comments